Bielefeld (ots) - Der ehemalige Chef des ifo-Wirtschaftsinstituts, Hans-Werner Sinn, hält nichts davon, italienische Banken mit Steuergeldern zu retten. "Die faulen Kredite der italienischen Banken sind eine Zeitbombe, die schon seit Jahren tickt. Man muss im Fall einer überschuldeten Bank zunächst das Eigenkapital kassieren, sodass die Aktionäre den vollen Verlust tragen. Dafür sind sie ja Aktionäre", sagte Sinn dem Bielefelder Westfalen-Blatt (Mittwochsausgabe). "Das Euro-System ist ein System der Regelbrüche.
Insofern würde ich mich nicht wundern, wenn die Regelbrüche jetzt so weiter gehen", betonte der renommierte Ökonom. Politische Erwägungen, wie die Stärkung des italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi, dürften keine Rolle spielen. "Man hat ja auch bei Frankreich so agiert, weil man Angst vor Marine Le Pen hat. Das ist alles jenseits dessen, was legitimerweise berücksichtigt werden darf. Wir dürfen doch europäische Regeln nicht davon abhängig machen, welche Parteien in welchen Ländern an der Macht sind", erklärte Sinn. Die Geldpolitik der Europäischen Zantralbank (EZB), die mit gedrucktem Geld Staatshaushalte saniere, führe nicht zu Reformen. "Der Zeitgewinn wird fürs Nichtstun verwendet. In der Zeit können die nicht mehr wettbewerbsfähigen Länder konsumieren und brauchen keine Reformen zu machen. Reformen macht man nur dann, wenn man kein Geld mehr hat und nichts mehr geliehen bekommt", sagte Sinn.