Essen (ots) - Die neuen Enthüllungen zum Terrorfall Amri halten gleichermaßen eine beruhigende und eine alarmierende Botschaft bereit. Beruhigend ist, dass die Ermittler des Landeskriminalamtes einen ziemlich guten Job gemacht haben und die konkrete Anschlagsgefahr durch den Tunesier sehr früh vorhergesagt haben.
Alarmierend ist dagegen, dass im NRW-Innenministerium daraufhin nicht alle Register gezogen wurden. Die vom LKA empfohlene Abschiebeanordnung gegen Amri wurde nie einem Gericht vorgelegt.
Noch weiß man nicht, ob es sich um fatale Behördenbequemlichkeit handelte nach der Devise: "Haben wir noch nie gemacht, könnte ja jeder kommen". Oder ob man dem tödlichen Irrtum aufsaß, über den vermeintlich kleinen Fisch Amri ließen sich die wirklich gefährlichen Islamisten dingfest machen.
Es hat mehr als ein Geschmäckle, dass die Landesregierung dieses offensichtliche Behördenversagen ausgerechnet von einem "neutralen Sonderermittler" durchleuchten lässt, der vor einem Wechsel als Professor in den NRW-Landesdienst steht. Gerade weil im Fall Amri viele Fragen Rätsel aufgeben, hätte ein Regierungsgutachter über jeden Zweifel erhaben sein müssen.