Köln (ots) - Der Schriftsteller Jürgen Becker ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Köln-Brück, wie sein Sohn Boris Becker dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe) bestätigte. Jürgen Becker zählt zu den herausragenden Autoren der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit. Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die er erhalten hat, gehört der Georg-Büchner-Preis und der Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln. Jürgen Becker war bis in die letzten Monate literarisch aktiv gewesen. Noch in diesem Jahr ist der Band "Nachspielzeit. Sätze und Gedichte" erschienen; die Buchvorstellung im Literaturhaus Köln, die Ende August geplant war, musste er allerdings aus gesundheitlichen Gründen absagen. Der Titel "Nachspielzeit" war der Tatsache geschuldet, dass zwei Jahre zuvor der voluminöse Band mit "Gesammelten Gedichten - 1971 bis 2022" erschienen war (mit Collagen seiner 2021 verstorbenen Ehefrau Rango Bohne sowie mit Fotografien seines Sohnes Boris Becker). Doch für einen Schlussstrich war es da noch zu früh.
Der Weltkrieg war ein immer wieder aufblitzendes Thema Beckers. Ebenso die deutsch-deutsche Trennung. Als er sieben Jahre alt war, zog die Familie von Köln nach Erfurt; nach dem Krieg kehrte Jürgen Becker über Waldbröl im Jahre 1950 in seine Geburtsstadt Köln zurück. Das waren prägende Erfahrungen. Aber auch der Garten in Brück oder in Odenthal bot ihm - mit Blick auf Vögel, Birnen und Wolken - allerlei Inspiration. Jürgen Becker hatte zunächst für den WDR und den Rowohlt-Verlag gearbeitet. Kurze Zeit war er Leiter des Theaterverlags bei Suhrkamp, dann von 1974 bis 1993 Leiter der Hörspielabteilung des Deutschlandfunks. In Köln war Jürgen Becker neben Heinrich Böll und Dieter Wellershoff einer der drei Granden der Literaturszene der Nachkriegszeit. Mit seinem Tod endet diese Ära endgültig.