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Allgemeine Zeitung Mainz
Mittwoch, 31. Juli 2019 um 20:22 Uhr
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Waldsterben II - Kommentar von Friedrich Roeingh zum Zustand des Waldes

Mainz (ots) - Der Mythos Wald bewegt verlässlich die deutschen Gemüter. In den achtziger Jahren war es das Waldsterben, das der Umweltbewegung zu ihrem Durchbruch verhalf. Die heutigen Leugner der Klimakatastrophe dagegen nehmen die damals prognostizierte Katastrophe als Beleg für ihre These von der Öko-Hysterie. Dabei war das Waldsterben der Achtziger der Wendepunkt zur Etablierung einer sauberen Industrie, von der auch der Mensch ganz direkt profitiert hat. In der aktuellen Debatte um Feinstaub- und Stickoxidgrenzwerte kann sich niemand mehr vorstellen, welcher Gesundheitsbelastung Städter noch vor 30, 40 Jahren ausgesetzt waren. Das Waldsterben II., das wir derzeit erleben, lässt sich dagegen nicht mehr mit dem Einbau von Filteranlagen und Waldkalkungen bekämpfen. Die Dürre zweier Sommer sowie die dramatische Regenarmut eines Winterhalbjahres haben ausgereicht, dass unsere Böden bis zu zwei Metern Tiefe ausgedörrt sind. Es bräuchte einen zweimonatigen Dauerregen, um die tiefen Bodenschichten wieder zu befeuchten. Den wird es wohl über Jahrzehnte hinweg nicht geben. Dass die Bäume schon im Spätsommer herbsten und ein Gutteil von ihnen die Dürre im Boden nicht übersteht, dieses Phänomen wird uns so schnell nicht loslassen. Und an der Ursachenschraube ist - anders als beim sauren Regen - kaum zu drehen. Die Ausrichtung auf Baumsorten, die extreme Trockenheit besser verkraften, wird nicht nur Jahrzehnte dauern. Der Wandel hat nur eine Chance, wenn die Waldbewirtschaftung der Profitorientierung grundsätzlich entzogen wird. Kurzfristige Hilfen für Waldbauern wären nur der Tropfen auf den heißen Stein.



Quelle: ots/Allgemeine Zeitung Mainz