45 Min - Die Zukunft der Arbeit
Mit eigener Hände Arbeit das tägliche Brot verdienen, sich krumm und bucklig schuften, im Schweiße des Angesichts das Bruttosozialprodukt steigern: Das sind Vorstellungen von Arbeit, die schon sehr bald der Vergangenheit angehören werden. Denn die Arbeitswelt verändert sich radikal. In einer global vernetzten Welt weicht körperliche Arbeit immer stärker digital gesteuerten technischen Prozessen.
Mit eigener Hände Arbeit das tägliche Brot verdienen, sich krumm und bucklig schuften, im Schweiße des Angesichts das Bruttosozialprodukt steigern: Das sind Vorstellungen von Arbeit, die schon sehr bald der Vergangenheit angehören werden. Denn die Arbeitswelt verändert sich radikal. In einer global vernetzten Welt weicht körperliche Arbeit immer stärker digital gesteuerten technischen Prozessen.
„45 Min“ fragt, wie sich die neuen Generationen ihren Lebensunterhalt verdienen und ob die nachfolgenden überhaupt noch Arbeit haben werden. Auf seiner Spurensuche trifft Autor Ralf Hoogestraat Clickworker, Netznomaden und Drei-D-Drucker. Und er schließt Bekanntschaft mit einem freundlichen Pflegeroboter.
Deutschlands Beschäftigungsmarkt boomt. Immer mehr Menschen haben eine sozialversicherungspflichtige Arbeit, die Industrie beklagt den Facharbeitermangel. Viele Stellen können nicht besetzt werden, weil die Menschen oft nicht die benötigte Qualifikation haben. Die Situation wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen, weil Millionen Beschäftigte in Rente gehen und auf dem Arbeitsmarkt fehlen.
Gleichzeitig liest man Meldungen wie diese: Maschinen bedrohen jeden achten Job in Deutschland. Laut einer Studie des Bundesarbeitsministeriums werden zwölf Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland in den kommenden zehn bis 20 Jahren durch Automatisierung abgeschafft. Eine weitere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bis zu 59 Prozent der deutschen Arbeitsplätze in den nächsten zwei Jahrzehnten durch Roboter, Computer und Software abgeschafft werden könnten. Vor allem Arbeiten, die wenig Kreativität und Eigenverantwortung verlangen, werden verschwinden.
Aber was heißt das für die Gesellschaft? An welchen Stellen werden die Arbeitsplätze verschwinden? Wer ersetzt den Menschen, den Arbeitnehmer? „45 Min“ macht sich auf eine Reise in eine Zukunft, die schon begonnen hat, und erkundet Projekte, die die Arbeitswelt auf den Kopf stellen werden.
Auch frühere industrielle Revolutionen haben den Menschen millionenfach ersetzt. Aber sie haben auch immer wieder neue Arbeitsplätze geschaffen. Doch heute ist ein Punkt erreicht sein, wo der Mensch mehr und mehr überflüssig wird in der Wertschöpfungskette der Wirtschaft. Maschinen produzieren effektiver und billiger, der Mensch als Kostenfaktor stört da nur die Gewinnmaximierung.
Die Reise beginnt auf einem Bauernhof, wo Computer und Roboter sich schon heute besser um die Kühe kümmern als der Mensch. In dem Film werden die Möglichkeiten des 3-D-Drucks erkundet, der schon lange als Technologie der Zukunft gilt, aber heute an einem Punkt ist, wo plötzlich alles möglich erscheint. Ein Besuch im VW-Werk in Wolfsburg zeigt, dass immer mehr Roboter den Menschen ersetzen. Man erfährt, wie die Elektromobilität, wenn sie denn wirklich kommt, den Autoproduktionsstandort Deutschland auf den Kopf stellen wird. Und das Filmteam findet Roboter, die den Menschen in den nächsten Jahren in den Seniorenresidenzen Gesellschaft leisten sollen.
Die Menschen stellen sich schon heute auf die Bedingungen der nahen Zukunft ein. Eine Clickworkerin erzählt, wie sie kleine Aufträge im Internet findet und so ihr Geld verdient. Sogenannte Start-up-Unternehmer erklären, wie sie mit ihren digitalen Plattformen die Welt verändern wollen. Und digitale Nomaden begeben sich auf die Reise an die schönsten Strände der Welt. Aber nur an die mit WLAN, dann können sie dort dank ihrer Laptops Geld verdienen und dabei die Sonne genießen.
Die technologische Entwicklung lässt sich nicht aufhalten oder rückgängig machen. Aber der Mensch hat dabei eine Chance: Er muss sich anpassen und neue Fähigkeiten lernen, damit es auch in Zukunft noch Arbeit für ihn gibt.
14.09.2015, 22:00 Uhr, NDR Fernsehen