Zum Hauptinhalt springen
Antisemitismus

Igor Levit: Jüdische Identität wurde mir erst in Deutschland bewusst

Igor Levit (34) hat sich erst als Erwachsener in Deutschland mit seiner jüdischen Herkunft befasst. "Als Kind, als Jugendlicher und als ganz, ganz früher Erwachsener war ich mir keiner jüdischen Identität bewusst", sagte der aus Russland stammende Pianist der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Diese Identität "gab mir mein Leben in Deutschland zurück", erzählte er.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kunst & Kultur.
Der Star-Pianist wollte eigentlich Feuerwehrmann werden - Abschied von Twitter und Engagement im Wahlkampf geplant
Der Star-Pianist wollte eigentlich Feuerwehrmann werden - Abschied von Twitter und Engagement im Wahlkampf geplant
Foto: Hubert Burda Media / CC BY-NC-SA 2.0 (via Flickr)

Igor Levit (34) hat sich erst als Erwachsener in Deutschland mit seiner jüdischen Herkunft befasst. "Als Kind, als Jugendlicher und als ganz, ganz früher Erwachsener war ich mir keiner jüdischen Identität bewusst", sagte der aus Russland stammende Pianist der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Diese Identität "gab mir mein Leben in Deutschland zurück", erzählte er.

Levit war in den vergangenen Jahren wiederholt zum Ziel antisemitischer Anfeindungen geworden. Gefragt nach Initialmomenten seiner jüdischen Bewusstwerdung, sagte er, "ein paar Angriffe, ein paar Sprüche, ein paar Aussagen, die alle den Tenor hatten, du gehörst nicht hierher". Dabei habe keine Rolle gespielt, dass er in Russland geboren ist, sondern "weil ich heiße, wie ich heiße, und wahrscheinlich, weil ich die Nase im Gesicht trage, die ich halt trage".

Levit thematisiert den Antisemitismus in Deutschland regelmäßig in den sozialen Netzen. Unter anderem war und ist Levit auf Twitter sehr aktiv; sein Account zählt knapp 150.000 Menschen, die ihm folgen. Allerdings wolle er sich von dem Kurznachrichtendienst verabschieden. "Ich kann es nicht mehr sehen", sagte er der "NOZ". Es gebe viele tolle Menschen auf Twitter. "Aber es gibt auch viel Nonsens, viel Müll. Und der macht einfach krank."

In seinem Buch "Hauskonzert", das er zusammen mit dem "Zeit"-Redakteur Florian Zinnecker geschrieben hat, hatte Levit darüber spekuliert, Deutschland zu verlassen. Derzeit sei das keine Option, aber: "Dass ein Punkt kommen kann, an dem ich sage, ich verlasse dieses Land - ja."

In nächster Zeit will er sich politisch engagieren. Gefragt nach dem Bundestagswahlkampf, sagte Levit, "es wird der Moment kommen, wo ich mich da ein bisschen reinwerfe". Für wen und wie, wollte er noch nicht verraten.

Künstlerisch steht bei Levit demnächst die Veröffentlichung seines Albums "DSCH" mit den Präludien und Fugen des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch und der "Passacaglia on DSCH" des schottischen Komponisten Ronald Stevenson an. Dabei war Pianist keineswegs sein erster Berufswunsch. Als Kind, sagte Levit, wollte er Feuerwehrmann werden. "Und Schäferhund."

Quelle: ots/Neue Osnabrücker Zeitung