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Tesla-Ansiedlung: Sprengkraft für den Senat

Tesla hat "Ja" gesagt. Geht es nach Elon Musk, dem Chef des US-Elektroautopioniers, soll das Werk vor den Toren Berlins schon Ende 2021 die Produktion aufnehmen. Am Standort Grünheide will der Autobauer dann laut Musk zunächst den Kompakt-SUV Model Y, Batteriezellen und Antriebsstränge bauen. Bis zu 10.000 Arbeitsplätze könnten entstehen. Die Zusage von Tesla bedeutet eine Milliarden-Investition - und ist ein Ritterschlag für die Metropolregion Berlin-Brandenburg.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Regio-News.
Foto: Maurizio Pesce / CC BY 2.0 (via Wikimedia Commons)

Tesla hat "Ja" gesagt. Geht es nach Elon Musk, dem Chef des US-Elektroautopioniers, soll das Werk vor den Toren Berlins schon Ende 2021 die Produktion aufnehmen. Am Standort Grünheide will der Autobauer dann laut Musk zunächst den Kompakt-SUV Model Y, Batteriezellen und Antriebsstränge bauen. Bis zu 10.000 Arbeitsplätze könnten entstehen. Die Zusage von Tesla bedeutet eine Milliarden-Investition - und ist ein Ritterschlag für die Metropolregion Berlin-Brandenburg.

Beide Länder haben durch die Ansiedlung des führenden Konstrukteurs für Elektroautos die Chance, zur Modellregion für eine Antriebsform der Zukunft zu werden. Der Bau des neuen Tesla-Werks in der Region hat auch eine Signalwirkung für andere Unternehmen. Einerseits werden sich in der Umgebung Zulieferer ansiedeln müssen, denn nur so wird die Produktion von mehreren Hunderttausend Autos im Jahr erst möglich. Andererseits wird die Ansiedlung weitere Firmen anlocken, die auf den Gebieten Elektromobilität und autonomes Fahren führend sind.

Für den Berliner Senat birgt Teslas neue Autofabrik aber auch Sprengkraft. Zu häufig hatte sich die rot-rot-grüne Koalition in den vergangenen Monaten gegen den motorisierten Individualverkehr positioniert. Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) betonte erst kürzlich noch, dass sie in der Stadt der Zukunft deutlich weniger Platz für individuellen Autoverkehr sehe als bislang. Zuletzt gab es im Zuge der Diskussion um eine mögliche Ansiedlung der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Berlin sogar den Vorwurf aus der Branche, die Stadt sei "autofeindlich". Es entbehrt deswegen nicht einer gewissen Komik, dass nun ausgerechnet vor den Toren Berlins eine der größten Automobilfabriken Europas entstehen soll.

Angesichts der Zukunftschancen durch das neue Tesla-Werk wird sich Berlins Senat künftig deutlich pro Auto äußern müssen. Das Signal von Elon Musk erfordert darüber hinaus auch ein klareres Bekenntnis zur Elektromobilität. Bislang sind die Bemühungen in dem Bereich trotz steigender Zulassungszahlen vergleichsweise kläglich. In diesem Jahr liegt der Anteil von Elektrofahrzeugen an allen neu zugelassenen Autos in Berlin bei weniger als drei Prozent. In nennenswerter Größenordnung treten die Batterie-Fahrzeuge derzeit nur in Flotten großer Car-Sharing-Firmen auf.

Bei vielen Privatleuten ist die Elektromobilität hingegen noch immer nicht angekommen. Das liegt auch an der bestehenden Ladeinfrastruktur, die ihren Namen nicht verdient. Denn von einer Infrastruktur kann keine Rede sein, wenn in einer Stadt wie Berlin kein flächendeckendes Netz an Ladesäulen verfügbar ist. Allerdings ist bundesweit die Situation kaum anders. Tesla wird, ja muss sogar, von der Politik mehr Einsatz im Bereich Ladeinfrastruktur verlangen, schließlich sollen die bei Berlin gebauten E-Autos auch auf deutschen Straßen problemlos unterwegs sein können.

Darüber hinaus hat Tesla auch für den Aufbau der Fabrik selbst einen straffen Zeitplan aufgerufen. Die Politik in beiden Ländern muss nun alles dafür tun, dass der Autobauer möglichst reibungslos seine Pläne verwirklichen kann. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Giga-Factory in Brandenburg, sondern auch für das auf Berliner Boden geplante Entwicklungs- und Design-Zentrum. Berlin hat in dieser Hinsicht nun auch die Chance zu beweisen, dass man ausländischen Investoren auch den roten Teppich ausrollen kann. Gelingt das nicht, dürfte Tesla-Chef Elon Musk wohl richtig in der Stadt angekommen sein - und zwar auf dem harten Boden deutscher Regulatorik und der Berliner Verwaltung.



Quelle: ots/Berliner Morgenpost