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Niedersachsens Landräte fordern Zuzugsbeschränkung als Voraussetzung gelingender Integration

„Nur wenn deutlich weniger Personen als bisher in Deutschland aufgenommen werden, kann die Unterbringung, Betreuung und Integration der bereits im Land befindlichen Asylbewerber und Flüchtlinge in Niedersachsen überhaupt gelingen. Es ist gut, dass dieser Einschätzung immer mehr zustimmen. Das hilft uns aber vor Ort überhaupt nicht, wenn die Politik nicht endlich konkrete Maßnahmen daraus ableitet“, dieses Fazit zog der Präsident des Niedersächsischen Landkreistages (NLT), der Celler Landrat Klaus Wiswe, nach der diesjährigen Klausurtagung der niedersächsischen Landrätinnen und Landräte in Visselhövede. Die Flüchtlingspolitik stand im Mittelpunkt des sogenannten Landräteseminars des NLT, an dem erstmals der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil teilnahm.

Geschrieben von Landkreis Göttingen am . Veröffentlicht in Regio-News.
Foto: Mstyslav Chernov / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

„Nur wenn deutlich weniger Personen als bisher in Deutschland aufgenommen werden, kann die Unterbringung, Betreuung und Integration der bereits im Land befindlichen Asylbewerber und Flüchtlinge in Niedersachsen überhaupt gelingen. Es ist gut, dass dieser Einschätzung immer mehr zustimmen. Das hilft uns aber vor Ort überhaupt nicht, wenn die Politik nicht endlich konkrete Maßnahmen daraus ableitet“, dieses Fazit zog der Präsident des Niedersächsischen Landkreistages (NLT), der Celler Landrat Klaus Wiswe, nach der diesjährigen Klausurtagung der niedersächsischen Landrätinnen und Landräte in Visselhövede. Die Flüchtlingspolitik stand im Mittelpunkt des sogenannten Landräteseminars des NLT, an dem erstmals der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil teilnahm.

Der Ministerpräsident bekam die Ungeduld der Verwaltungschefs der 37 niedersächsischen Landkreise und der Region Hannover deutlich zu spüren. Angesichts des weiter starken Zustroms von Flüchtlingen und Asylbewerbern selbst in den Wintermonaten bedürfe es neben europäischen Bemühungen auch nationaler Maßnahmen, um den Zuzug zu beschränken und die Verfahren zu beschleunigen. Das NLT-Präsidium forderte die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für eine zügige Verabschiedung des 2. Asylpakets einzusetzen. Die erneute Verschiebung des 2. Asylpakets wurde von den Landräten mit großem Unverständnis aufgenommen, weil die Bundespolitik drohe, kaum noch handlungsfähig zu sein. Das 2. Asylpaket sieht sogenannte besondere Aufnahme- Einrichtungen für die Durchführung eines beschleunigten Asylverfahrens u. a. für Menschen aus sogenannten sicheren Herkunftslän- dern vor. „Die Liste dieser Staaten sollte erweitert werden, beispielsweise um Marokko, Algerien und Georgien. Auch sollten Antragsteller, die keine asylbegründenden Tatsachen, falsche oder offensichtlich unwahrscheinliche Angaben vortragen, in das beschleunigte Verfahren einbezogen und gar nicht erst auf die Bundesländer verteilt werden“, forderte Wiswe. Kritisch hinterfragt wurde aus den Reihen der Landrätinnen und Landräte auch die weiterhin als zögerlich empfundene Rückführungspraxis des Landes für abgelehnte Asylbewerber. „Ministerpräsident Weil hat wiederholt deutlich gemacht, dass abgelehnte Bewerber grundsätzlich in ihre Heimatländer zurückkehren müssen. Wir begrüßen es, dass das Land Niedersachsen seinen Kurs in dieser Frage moderat korrigiert. Allerdings wirkt sich dies noch nicht in nennenswertem Umfang auf die Praxis aus. Hier muss dringend nachgesteuert werden“, erklärte NLTHauptgeschäftsführer Prof. Hubert Meyer. Das Präsidium des NLT sprach sich zudem für die Prüfung von Wohnsitzbeschränkungen auch für anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber aus, solange sie öffentliche Leistungen beziehen. Nur dadurch würden die Voraussetzungen für eine angemessene Betreuung sowie eine gerechte Verteilung der mit der Integration verbundenen Lasten erreicht.

Aus verschiedenen Landkreisen wurden massive Probleme berichtet, die Flüchtlinge, die aus den Erstaufnahmeeinrichtungen an die Kommunen zugewiesen werden, weiterhin dezentral unterzubringen. „Es fördert aber weder die Integration, noch ist es den betroffenen Menschen zuzumuten, von einer Notunterkunft in die andere zu ziehen. Ein bloßes „Durchschleusen“ auf die kommunale Ebene wird der staatlichen Verantwortung für die Asylbewerber nicht gerecht“, berichtete NLT-Vizepräsident Bernhard Reuter, Landrat im Landkreis Göttingen. Die Landräte erörterten deshalb mit Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V., Perspektiven des Wohnungsmarktes. Einigkeit bestand darin, dass die Wohnungsförderpolitik des Bundes deutlich ausgeweitet und auch den Bedürfnissen des ländlichen Raumes Rechnung tragen müsse. Für die Flüchtlinge mit einer guten Bleibeperspektive müssen nach Ansicht der niedersächsischen Landkreise die Bedingungen für eine gelingende Integration verbessert werden. Die Landrätinnen und Landräte treten dafür ein, eine berufliche Perspektive für alle geschätzt 50.000 bis 70.000 betroffenen Menschen zu entwickeln, nicht nur für diejenigen, die sich leicht in den Arbeitsmarkt integrieren lassen. Der NLT wird das Thema der Integration im Rahmen der diesjährigen Landkreisversammlung am 4. März 2016 in Papenburg vertiefend erörtern.



Quelle: NLT