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Klimaschutz: Fehler nicht wiederholen

Die Vögel werden immer weniger. Bienen und andere Insekten sowieso. "Wenn alle Bienen tot sind, hat der Mensch noch vier Jahre", war jüngst ausgerechnet auf einem Auto-Aufkleber zu lesen. Plastik vermüllt unsere Meere. Seit Monaten brennen die sibirischen Steppen. In dieser Woche lesen wir von Bränden ungeahnten Ausmaßes im brasilianischen Regenwald. Und in Deutschland diskutieren wir über Plastik-Trinkhalme. Der normale Bürger fragt sich, ob er noch Auto fahren, in den Urlaub fliegen und ein Stück Fleisch grillen darf. Beim Blick auf Brasilien könnte er sich resigniert zurücklehnen. Nützt ja doch alles nichts.

Geschrieben von Carsten Heil am . Veröffentlicht in Regio-News.
Foto: Gerald Simon / CC0 (via Pixabay)

Die Vögel werden immer weniger. Bienen und andere Insekten sowieso. "Wenn alle Bienen tot sind, hat der Mensch noch vier Jahre", war jüngst ausgerechnet auf einem Auto-Aufkleber zu lesen. Plastik vermüllt unsere Meere. Seit Monaten brennen die sibirischen Steppen. In dieser Woche lesen wir von Bränden ungeahnten Ausmaßes im brasilianischen Regenwald. Und in Deutschland diskutieren wir über Plastik-Trinkhalme. Der normale Bürger fragt sich, ob er noch Auto fahren, in den Urlaub fliegen und ein Stück Fleisch grillen darf. Beim Blick auf Brasilien könnte er sich resigniert zurücklehnen. Nützt ja doch alles nichts.

Das aber wäre die falsche Reaktion. Die hat es schon mal gegeben, denn die Erkenntnis, dass es der Erde und ihrem Klima schlecht geht, ist nicht neu. Schon in den 1970er- und 1980er-Jahren gab es mit "Die Grenzen des Wachstums" des Clubs of Rome und in Deutschland mit einem Buch des Wissenschaftlers Hoimar von Ditfurth "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen" klare Hinweise darauf, dass es so nicht weitergehen kann. Doch es entwickelte sich die Generation "No future", die resignativ unterwegs war. Wie wir heute wissen, hat das alles nur schlimmer gemacht. Denn hätten die Menschen damals umgesteuert, wäre die Lage heute nicht ganz so dramatisch. Deshalb kann die Antwort aktuell nicht sein: Nützt doch alles nicht. Die junge Generation macht es vor. Nicht "NO future", sondern "Fridays FOR future" ist ihre Devise.

Das immerhin scheinen manche begriffen zu haben. Die Städte auch in OWL rufen den Klimanotstand aus. Aber: Sie wurschteln weiter wie gehabt. Herfords Verwaltung schlägt vor, weitere Pkw-Parkplätze auszuweisen, der Nahverkehr in Teilen OWLs wird teurer, das Landesstraßenbauamt Straßen.NRW verhindert mit Vorgaben aus dem vorigen Jahrhundert, dass in Bielefeld eine Stadtbahnlinie zügig in die Außenbezirke verlängert wird. Merkt ihr es noch in den Verwaltungen? Das ist Politik-, Staats- und Verwaltungsversagen angesichts der Situation. Jeder muss etwas beitragen. Der Privatmensch, indem er weniger Auto fährt, weniger Fleisch isst und weniger fliegt. Das heißt nicht Totalverzicht. Die großen Erfolge gegen den Klimawandel aber müssen die öffentlichen Verwaltungen, die Politik und die Institutionen liefern. Wenn alle immer auf die anderen verweisen (und sei es auf die Waldbrände am anderen Ende der Welt), die ja viel weniger machen und resignieren, werden wir die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Unsere Städte werden immer weniger lebenswert. Und das Leben wird deutlich mühsamer, als wenn wir nur mit der Bahn statt mit dem Auto fahren.



Quelle: ots/Neue Westfälische