Drohender Gas-Lieferstopp aus Russland
Begriffe wie Notfallplan lösen in uns den natürlichen Reflex aus, zusammenzuzucken. Vielen Menschen dürfte das gestern so gegangen sein, als sie die Meldung erreichte, dass Deutschland die Frühwarnstufe im Notfallplan Gas ausruft.
Begriffe wie Notfallplan lösen in uns den natürlichen Reflex aus, zusammenzuzucken. Vielen Menschen dürfte das gestern so gegangen sein, als sie die Meldung erreichte, dass Deutschland die Frühwarnstufe im Notfallplan Gas ausruft.
An unserer alltäglichen Situation und Energieversorgung ändert das aber zunächst nichts. Wir erhalten erstmal weiter Gas aus Russland. Die Versorgung ist vorerst gesichert. Das ist die erste gute Nachricht. Und die zweite lautet: Wir haben Zeit, um uns auf einen russischen Gasstopp einzustellen. Genau das macht der Bund jetzt ganz konkret, indem er die erste von drei Warnstufen im Notfallplan ausruft. Auf allen Ebenen werden nun Konzepte erarbeitet, wie Deutschland mit weniger Gaslieferungen umgehen kann. Die Politik dreht zunächst an vielen kleinen Stellschrauben. Das Gebot der Stunde lautet, Energie zu sparen und effizienter zu nutzen. Das gilt für die Industrie, das öffentliche Leben sowie für jeden einzelnen Bürger. Zudem bemüht sich die Politik um weitere Gasimporte.
Die erste schlechte Nachricht lautet: Die Vorbereitungen sind dringend nötig. Ob Putin den Gashahn zudreht, weiß nur er. Doch die Anzeichen haben sich zuletzt verdichtet - und selbst Experten überrascht. Die zweite schlechte Nachricht: Energiesparen allein dürfte kaum ausreichen, sollte Russland die Gaszufuhr stoppen. Dann erwarten Experten, dass in NRW im Mai oder Juni ein Notfallplan greift. Das heißt: Das Gas im Netz würde dann anders verteilt und notfalls priorisiert. Haushaltskunden sowie Krankenhäuser und Altenheime wären nicht betroffen, Teile der Industrie aber schon. Doch welchen Branchen und Unternehmen könnte man die Gaslieferung streichen? Das will der Bund jetzt klären - und schreibt dafür allein in NRW bis zu 15.000 Unternehmen an. Am Ende bliebe es aber eine sehr schwere Entscheidung, zumal riesige Wertschöpfungsketten beachtet werden müssen. Das würde mindestens zu Kurzarbeit führen; Existenzen stünden auf dem Spiel.
Deutschland hat zwar eine Reihe Möglichkeiten, um ab jetzt auf den drohenden Gasstopp zu reagieren. Doch die Folgen der energiepolitischen Abhängigkeit zu Russland werden nun besonders deutlich. Sie könnten die Wirtschaft mit voller Wucht treffen.