Corona-Politik des Berliner Senats: Jeder Tag zählt bei der Öffnung
So positiv wie möglich verkaufte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) die bevorstehenden Öffnungen: Keine nächtliche Ausgangssperre mehr nach dem 19. Mai, Öffnung der Außengastronomie an Pfingsten, und ab dem 21. Mai öffnen die Freibäder. Das alles weiterhin unter verschärften Hygienebedingungen - selbst wenn die Inzidenz an fünf Tagen hintereinander unter 100 liegt und somit die Bundes-Notbremse nicht mehr gilt. Denn: "Die 100 ist eine Krisenzahl", mahnte Müller. Wir seien noch mitten in der Pandemie, betonte er nach der Senatssitzung.
So positiv wie möglich verkaufte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) die bevorstehenden Öffnungen: Keine nächtliche Ausgangssperre mehr nach dem 19. Mai, Öffnung der Außengastronomie an Pfingsten, und ab dem 21. Mai öffnen die Freibäder. Das alles weiterhin unter verschärften Hygienebedingungen - selbst wenn die Inzidenz an fünf Tagen hintereinander unter 100 liegt und somit die Bundes-Notbremse nicht mehr gilt. Denn: "Die 100 ist eine Krisenzahl", mahnte Müller. Wir seien noch mitten in der Pandemie, betonte er nach der Senatssitzung.
Die 100 ist eine Krisenzahl? Stimmt nur halb. Zur Wahrheit gehört: Die Inzidenzzahlen selbst sind in der Krise. Das Robert-Koch-Institut räumt inzwischen ein, dass die Hauptstadt am Montag nur auf deren Papier wieder auf 100,8 sprang - und damit über die magische Inzidenz-Grenze. Das lag schlicht daran, dass einige Bezirke, die wenige Corona-Fälle haben, ihre Wochenendzahlen nicht gemeldet hatten. Das drückte die Inzidenz künstlich nach oben. Ein Rechenfehler war es, der den Fünf-Tage-Traum der Hauptstädter begrub, schon dieses Wochenende Außengastronomie geöffnet zu sehen. Müller scheint das nicht weiter aufzuregen, nach dem Motto: Sind ja nur ein paar Tage. Geht ja bald los.
Wo er diese Gelassenheit hernimmt, ist die große Frage. Berlin hat viel mehr als eine Krisenzahl in dieser Lockdown-Zeit. 52 Prozent der Gastwirte haben inzwischen Liquiditätsprobleme, 36 Prozent droht die Insolvenz, meldete die Berliner Industrie- und Handelskammer in dieser Woche. Wer offenen Auges durch die Stadt geht, kann das Geschäftssterben nicht übersehen. Es sind nicht bloß Läden, es sind menschliche Existenzen, die auf der Kippe stehen. Weniger Regierenden-Ruhe angesichts falscher Zahlen täte uns allen gut. Jeder Tag zählt.