Skip to main content
Wörter | Min. Lesezeit |

Wirtschaftswissen: EU-Bürger sind schlecht informiert

Der handelspolitische Kurswechsel der USA seit der Wahl Donald Trumps hat den Freihandelsgedanken in der EU gestärkt. Allerdings befürworten fast 40 Prozent der EU-Bürgerinnen und Bürger auch Protektionismus. Eine Informationsoffensive ist zwingend notwendig, um die Tragfähigkeit der EU-Handelspolitik nachhaltig zu sichern.

Geschrieben von Galina Kolev am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
Foto: ohurtsov / CC0 (via Pixabay)

Der handelspolitische Kurswechsel der USA seit der Wahl Donald Trumps hat den Freihandelsgedanken in der EU gestärkt. Allerdings befürworten fast 40 Prozent der EU-Bürgerinnen und Bürger auch Protektionismus. Eine Informationsoffensive ist zwingend notwendig, um die Tragfähigkeit der EU-Handelspolitik nachhaltig zu sichern.

Die Mehrheit der Europäer findet den Freihandel gut, zeigen EU-Umfragen: Demnach befürworten immerhin 71 Prozent der EU-Bürger freien Handel. Allerdings gibt es auch viele, die gleichzeitig Protektionismus befürworten. Fast jeder dritte Europäer äußerte sich in der Umfrage positiv gegenüber beiden Begriffen. Besonders in Zypern, Irland, Spanien, Rumänien und Griechenland stehen viele Menschen beiden Konzepten positiv gegenüber. Dabei sind Protektionismus und Freihandel nicht miteinander vereinbar.

Ein Grund könnte sein, dass viele Befragte zwar das Konzept des freien Handels gut finden, während gleichzeitig der höhere internationale Wettbewerbsdruck einen gewissen Schutz für die heimische Industrie und ihre Arbeitsplätze erfordert.

Viele EU-Bürger sind schlecht informiert

Eine aktuelle IW-Studie geht den Gründen für diese widersprüchlichen Antworten nach. Das Ergebnis: Das Sowohl-als-auch steht in direktem Zusammenhang mit dem Bildungsniveau und den Kenntnissen der Befragten. Je besser gebildet jemand ist und je häufiger sich jemand über europapolitische Themen informiert, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, widersprüchliche Antworten zu geben. "Das zeigt uns, dass viele EU-Bürger nicht gut genug informiert sind", sagt Studienautorin Galina Kolev. "Wir brauchen dringend bessere Aufklärung."

Informationsoffensive könnte helfen

Zwar bietet die Internetseite der EU-Kommission schon detaillierte Informationen zur EU-Handelspolitik, allerdings nutzen offensichtlich viele Bürger die Angebote nicht. "Eine Informationsoffensive könnte dabei helfen, das Vertrauen der Bürger in den handelspolitischen Kurs der EU-Kommission zu sichern", so Kolev. Andernfalls könnte das nächste Freihandelsabkommen erneut auf großen Widerstand stoßen – schlicht, weil viele Europäer nicht ausreichend informiert sind.

Download:
IW Report 2019 Protectionism



Quelle: IW Köln