Rückkehr eines Albtraums
Die Inflation in Deutschland und in Euroland ist nicht nur gekommen, um zu bleiben, wie es zuletzt stets so (un-)schön hieß. Sie ist vielmehr geblieben, um jetzt noch weiter zu gehen, ergo: zu steigen.
Die Inflation in Deutschland und in Euroland ist nicht nur gekommen, um zu bleiben, wie es zuletzt stets so (un-)schön hieß. Sie ist vielmehr geblieben, um jetzt noch weiter zu gehen, ergo: zu steigen.
In Deutschland ist die EU-harmonisierte Teuerungsrate im Februar auf 5,5 Prozent geklettert. Im Euroraum dürfte es sogar noch näher an die 6-Prozent-Marke gehen. Und das Schlimmste steht sicher noch bevor - nicht zuletzt wegen des schrecklichen Ukraine-Kriegs.
Längst hat die Inflation Niveaus erreicht, die nicht nur viele Menschen vor ganz existenzielle Probleme stellen und über eine sinkende Kaufkraft der Verbraucher sowie steigende Kosten für Unternehmen zu einem zentralen Konjunkturrisiko geworden sind. Fast noch schlimmer ist, dass der Preisdruck immer mehr an Breite gewinnt und sich somit abzeichnet, dass die Teuerung sehr viel länger sehr viel höher bleiben wird als lange gedacht. In Deutschland könnten es 2022 5 Prozent oder sogar 6 Prozent werden - wohlgemerkt: im Jahresmittel. Die Zeit, die Inflation zu verharmlosen, ist endgültig vorbei.
Inzwischen scheint sogar nicht mehr ausgeschlossen, dass ein makroökonomischer Albtraum vor einer Rückkehr steht: eine Stagflation wie in den 1970er Jahren, also ein Gleichklang aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation. Dass selbst EZB-Granden das nun nicht mehr ausschließen, spricht Bände. Neben dem fürchterlichen menschlichen Leid und den (geo-)politischen Risiken sind es auch solche Schreckensszenarien für die globale Wirtschaft, die erfordern, wirklich alles Mögliche für ein möglichst rasches Ende des Ukraine-Kriegs zu tun.
Für die Europäische Zentralbank (EZB) verschärft sich die ohnehin diffizile Lage noch einmal erheblich: Der Krieg erfordert Vorsicht bei der avisierten Normalisierung der Geldpolitik. Die Euro-Hüter dürfen aber auch die rekordhohe Inflation nicht ignorieren und den Ausstieg nicht ganz aus den Augen verlieren. So wenig die EZB gegen steigende Energiepreise auszurichten vermag, so sehr ist es mittelfristig ihre ureigenste Aufgabe zu verhindern, dass sich die Inflation weiter verfestigt. Gegen die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale braucht es klare EZB-Signale.
Kurzfristig ist aber vor allem die Politik gefragt. Preiskontrollen, wie sie mancher fordert, sind keine Lösung. Im Fall Deutschlands aber muss die Bundesregierung die Bürger vor allem von den geradezu explodierenden Energiekosten entlasten. Es geht etwa um sinkende Steuern und Abgaben oder gezielte Finanzhilfen. Das jüngste "Entlastungspaket" war richtig. Spätestens mit dem Ukraine-Krieg ist aber klar, dass das nicht reicht. Berlin muss da schnellstmöglich nachlegen.