Hapag-Lloyd: Wieder mehr Luft
Aktionäre von Hapag-Lloyd werden sich weiter gedulden müssen: Aus einer Dividende, mit der sie vor einigen Monaten nach dem vermeldeten ersten Jahresgewinn seit 2010 noch liebäugeln durften, wird auch im kommenden Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts werden.
Aktionäre von Hapag-Lloyd werden sich weiter gedulden müssen: Aus einer Dividende, mit der sie vor einigen Monaten nach dem vermeldeten ersten Jahresgewinn seit 2010 noch liebäugeln durften, wird auch im kommenden Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts werden.
Die Frachtraten, die sich deutlich schlechter entwickeln als zu Jahresbeginn erwartet, sowie höhere Bunkerpreise haben Deutschlands größte Containerreederei bereits zu Beginn der wichtigen "Peak Season", des dritten Quartals, zu einer Gewinnwarnung für 2016 veranlasst. Die Anpassung der Transportkapazitäten an die Nachfrage gelingt der krisengeschüttelten Branche fatalerweise immer noch nicht.
Wachstum heißt deshalb das Gebot der Stunde, um von Skaleneffekten zu profitieren. Die gerade abgeschlossene Übernahme der defizitären Singapur-Reederei NOL durch den französischen Branchendritten CMA CGM und der Zusammenschluss der chinesischen Cosco mit China Shipping zur Nummer 4 haben in den vergangenen Monaten einmal mehr gezeigt: Größe ist und bleibt unter den aktuellen Vorzeichen in der Containerschifffahrt ein wichtiger Faktor, um erfolgreich und effizient zu sein. Auch die geplante Fusion von Hapag-Lloyd mit der United Arab Shipping Company (UASC) zum Branchenfünften folgt dieser Logik. Dass die jüngsten M&A-Transaktionen, die einhergehen mit einer Neuformierung (und Reduzierung) der weltweiten Schifffahrtsallianzen, zu mehr Stabilität führen werden, ist vorerst nur ein Hoffnungswert.
Auch die erst Mitte 2015 abgeschlossene Übernahme des Containergeschäfts der chilenischen CSAV reichte bei Hapag-Lloyd nicht aus, um von 2017 an nachhaltig zweistellige Umsatzrenditen zu erwirtschaften und Aktionären Dividenden sicher in Aussicht zu stellen.
Vor diesem Hintergrund sorgt eine Abnahmeverpflichtung der beiden größten UASC-Gesellschafter Katar und Saudi-Arabien sowie der Hapag-Lloyd-Kernaktionäre CSAV und Kühne für Verlässlichkeit bei der geplanten Kapitalerhöhung. Mit der Fusion werden für die Hamburger Investitionen in die Flotte obsolet, weil der Nischen-Carrier UASC junge und dazu noch große Frachter einbringt. Allerdings steigen auch die Schulden deutlich, die Hapag-Lloyd unter anderem mit den Erlösen aus der Kapitalerhöhung abtragen muss.
Der Zusammenschluss mit UASC verschafft der Reederei wieder mehr Luft in der Branchenkrise. Um aber auf Dauer in der Gewinnzone zu bleiben, muss der Industrie eine Trendwende bei den Frachtraten gelingen.