Nun auch noch US-Wahl
"Made in Germany" - das war mal was. Das Gütesiegel verhalf Deutschlands Wirtschaft zwischenzeitlich zum Titel Exportweltmeister, dem Land mit dem weltweit höchsten Handelsbilanzüberschuss.
"Made in Germany" - das war mal was. Das Gütesiegel verhalf Deutschlands Wirtschaft zwischenzeitlich zum Titel Exportweltmeister, dem Land mit dem weltweit höchsten Handelsbilanzüberschuss.
Das Ansehen deutscher Produkte im Ausland ist zwar noch immer hoch, doch das deutsche Exportwunder ist längst angeknackst. Im Inland plagen sich die einstigen Handelskönige vor allem mit hausgemachten strukturellen Problemen.
Im Handel mit dem Ausland stoßen deutsche Unternehmen jedoch mehr und mehr unfreiwillig an Grenzen. Vor allem die Abschottungstendenzen wichtiger Partner wie China oder der USA setzen der deutschen Wirtschaft zu. Und jetzt bricht auch noch die Woche der Wahrheit an. Die USA wählen einen neuen Präsidenten. Und in Deutschland steht die Ampel kurz vor dem Aus. Anlass dafür ist ausgerechnet ein Papier von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).
Mit Blick auf Lindners 18-seitige Wirtschaftsagenda sprachen einige Beobachter in Berlin schon von Scheidungsurkunde. Der FDP-Chef sucht den Notausgang, hofft vielleicht, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) endlich Erbarmen hat und ihn aus der Koalition wirft. Lindners Forderung nach Entlastungen für die Wirtschaft auf Kosten von Lieblingsprojekten von Grünen und Sozialdemokraten dürften jedenfalls so kaum zu machen sein. Der große Knall wird deshalb wahrscheinlicher.
Aber: Einfach aufstehen und gehen - das allein würde zunächst mal keinen Fortschritt für die Unternehmen mit Blick auf inländische Unzulänglichkeiten wie hohe Energiepreise und Bürokratie bedeuten. Wirtschaft jedoch hat auch immer eine psychologische Komponente. Und so könnte ein Ampel-Aus und die baldige Aussicht auf eine neue Regierung vielleicht doch einen gewissen Einfluss auf die Stimmung im Land haben. Verlassen sollte man sich darauf allerdings nicht.
Ohnehin sollte die Bundesregierung besser handlungsfähig sein mit Blick auf den Neuen oder die Neue im Weißen Haus in Washington. Experten sind sich größtenteils einig, dass eine Präsidentin Kamala Harris besser für die deutsche Wirtschaft wäre. Zwar würde auch Harris die unter Präsident Joe Biden begonnene Wirtschaftspolitik fortsetzen. Das heißt vor allem, mit Industriesubventionen die inneramerikanischen Lieferketten und die dortige Wertschöpfung zu stärken. Donald Trump aber hat schon angekündigt, weit darüber hinaus gehen zu wollen und mindestens zehn Prozent Zölle auf alle Einfuhren in der USA erheben zu wollen.
Das könnte für Deutschlands Wirtschaft richtig teuer werden. DIW-Forscher in Berlin berechneten jüngst, dass eine Handelseskalation mit Zöllen in den USA und Europa über vier weitere Jahre Trump-Präsidentschaft deutliche Bremsspuren beim deutschen BIP zur Folge hätte. Das würde der hiesigen Wirtschaft, die nach Strukturreformen lechzt und vor vielerlei technologischen Transformationsaufgaben steht, den Rest geben.
Vielleicht bleibt dann manchem Unternehmer nur die Flucht nach vorn. Trumps Anliegen ist ja klar: Wer in den USA produziert, sollte eher keine Probleme haben. Schon jetzt sind die USA nicht nur der wichtigste Handelspartner, sondern auch der bedeutendste Investitionsstandort für deutsche Firmen. Das US-Wirtschaftsministerium hat 6000 deutsche Tochterfirmen im Land gezählt, die eine Million direkte Jobs schaffen. Gut möglich, dass man sich aus Deutschland heraus notgedrungen bald noch stärker über den großen Teich aufmachen muss.