UNICEF zum vierten Jahrestag des Syrien-Konflikts
Vier Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien leiden laut UNICEF mehr Kinder als jemals zuvor unter den direkten und indirekten Folgen des Konflikts.
Vier Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien leiden laut UNICEF mehr Kinder als jemals zuvor unter den direkten und indirekten Folgen des Konflikts.
In Syrien und seinen Nachbarländern sind heute schätzungsweise 14 Millionen Kinder und Jugendliche von Gewalt, Flucht sowie wachsender Armut, Ausbeutung und Hoffnungslosigkeit betroffen. Anlässlich des Jahrestages des Konflikts appelliert UNICEF an die Regierungen und Öffentlichkeit, diese Kinder nicht allein zu lassen, die humanitäre Hilfe aufzustocken und gezielt in Bildungsprojekte und psychosoziale Hilfen für Kinder und Jugendliche zu investieren.
"Humanitäre Hilfe allein kann keinen Krieg beenden", sagte Daniela Schadt, Schirmherrin von UNICEF Deutschland. "Aber wir können und müssen dafür sorgen, dass so viele betroffene Kinder und Jugendliche wie möglich in ihren prägenden Jahren die Chance bekommen, etwas zu lernen und den Schrecken zu überwinden. Sie brauchen Hoffnung, damit Hass und Gewalt nicht auch ihre Zukunft beherrschen."
Am Schlimmsten ist die Situation für Kinder weiter innerhalb Syriens. In den vergangenen vier Jahren wurden dort mindestens 10.000 Kinder getötet. 5,6 Millionen Mädchen und Jungen in Syrien sind in einer akuten Notsituation - bis zu zwei Millionen sind sogar ganz oder zeitweise von jeglicher Hilfe abgeschnitten. Rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche mussten ihre Heimat verlassen, und mehr als 114.000 Babys wurden als Flüchtling geboren.
"Die Menschen in Syrien sind in einer absolut verzweifelten Lage und leben von einem Tag auf den nächsten", sagte Hanaa Singer. Sie leitet seit einem halben Jahr das UNICEF-Büro in Damaskus und war in den vergangenen Monaten viel innerhalb des Landes unterwegs, unter anderem in Homs, Aleppo, Quamishly und Hama. "Aber wenn ich nahe daran bin, die Hoffnung zu verlieren, treffe ich junge Kinder in einer Schule. Dann sehe ich das Leuchten in ihren Augen, ihr Lächeln und höre sie sogar lachen trotz der ganzen Zerstörung um sie herum. Deshalb fühle ich, dass es auch Hoffnung gibt - sie liegt in den Herzen der Kinder und Jugendlichen, die trotz der schwierigen Situation nicht aufgegeben haben. Sie sind fest entschlossen, das Beste aus ihrem Leben zu machen", sagte Singer.
Ein neuer UNICEF-Bericht zeigt in einer Serie von Portraits ermutigende Beispiele von Mädchen und Jungen, die sich der Gewaltspirale entziehen und für andere ein Vorbild sind. So hat beispielsweise der 16-jährige Alaa im zerstörten syrischen Homs in einem Kurs Techniken für kritisches Denken, Kommunikation und Problemlösung gelernt und gibt dieses Wissen nun an andere Jugendliche weiter. Die 10-jährige Christina, die als Flüchtling in Nordirak lebt, hilft jüngeren Kindern bei ihren Schularbeiten.
Nach vier Jahren Bürgerkrieg haben die meisten Familien aus Syrien keine Einkommensquellen mehr. Mädchen trauen sich oft nicht mehr aus dem Haus und werden jung verheiratet, um ihre Familien zu entlasten. Männliche Jugendliche müssen häufig Geld verdienen oder schließen sich aus Mangel an Alternativen bewaffneten Gruppen an.
Während die Notversorgung für die leidende Bevölkerung und die Flüchtlinge weitergehen muss, fordert UNICEF deshalb gleichzeitig mehr gezielte Investitionen in Bildungsprogramme und psychosoziale Hilfen für Kinder und Jugendliche.
Insbesondere fordert UNICEF
- Chancen für Jugendliche: Fünf Millionen Syrer sind zwischen zwölf und 18 Jahre alt. Sie brauchen Zugang zu Bildung, Ausbildungsmöglichkeiten und auf sie zugeschnittene Freizeitangebote.
- Schulbildung muss weitergehen: Vom Konflikt betroffene Kinder brauchen sowohl formelle als auch informelle Bildungsangebote. Es muss sichergestellt werden, dass Abschlüsse, die sie erwerben, auch anerkannt werden.
- Psychosoziale Hilfen: Viele Mädchen und Jungen haben traumatische Erlebnisse gehabt. Sie brauchen psychosoziale Hilfen, um sie zu verarbeiten.
- Unterstützung für Gastländer: Die Gesundheits- und Bildungssysteme in den Nachbarländern Syriens müssen gestärkt werden. Auf diese Weise profitieren die syrischen und alle anderen vom Konflikt betroffenen Kinder.