Großbritanniens Hoffnung
Eigentlich kann es keinen mieseren Start für einen neuen Parteichef geben. Die britische Labour-Partei ist heillos zerstritten und hat unter der Ägide des irrlichternden Jeremy Corbyn jeglichen Anspruch einer wirkungsvollen Opposition verspielt. Corbyn hatte den Vorsitz 2015 nach einer für Labour enttäuschenden Unterhauswahl übernommen und gibt ihn fünf Jahre später mit dem schlechtesten Wahlergebnis seit 1935 wieder ab.
Eigentlich kann es keinen mieseren Start für einen neuen Parteichef geben. Die britische Labour-Partei ist heillos zerstritten und hat unter der Ägide des irrlichternden Jeremy Corbyn jeglichen Anspruch einer wirkungsvollen Opposition verspielt. Corbyn hatte den Vorsitz 2015 nach einer für Labour enttäuschenden Unterhauswahl übernommen und gibt ihn fünf Jahre später mit dem schlechtesten Wahlergebnis seit 1935 wieder ab.
Und doch ist die Wahl von Keir Starmer zu seinem Nachfolger ein Hoffnungszeichen - nicht nur für die Sozialdemokratie Großbritanniens, sondern für den gesamten Inselstaat. Denn viele Briten, zuerst von der Brexit-Konfusion und jetzt noch vom Coronavirus gebeutelt, dürsten danach, dass wenigstens an irgendeiner Ecke des politischen Geschehens wieder Vernunft in die Debatte einzieht.
Premierminister Boris Johnson geht angesichts der Corona-Herausforderungen gerade den Weg vieler Populisten: Er erfährt am eigenen Leib, dass Großmäuligkeit und Chuzpe noch kein wirksames Rezept für gelungenes Krisenmanagement sind. Das muss nicht zwangsläufig ein Indiz für den Beginn seines Niedergangs sein: Die USA beweisen gerade, dass selbst sträflichstes Führungsversagen kein Hinderungsgrund ist, Rekordzustimmung in den Umfragen zu erreichen. Aber hier wie dort gilt: Politische Führung kann wirksam nur dann infrage gestellt werden, wenn es eine überzeugende Alternative gibt.
Dafür bringt Keir Starmer nun erst einmal denkbar gute Voraussetzungen mit. Er ist nach allem, was man weiß, integer und ein klarer Brexit-Gegner, hat aber ebenso klar die Entscheidung für einen Austritt aus der EU akzeptiert. Dass er zudem mit dem Anspruch antritt, die Partei zu versöhnen, und als so wortgewandter wie kluger Redner gilt, klingt dann schon wieder fast zu schön, um wahr zu sein. Aber den Briten wäre es wirklich zu gönnen.