Eines Präsidenten unwürdig - Die Angst des weißen Mannes
Kein anderer Präsident schaffte zuvor, was Trump in sechs Monaten gelang. Mit seiner Politik brachte er so viele Amerikaner gegen sich auf, dass seine Zustimmungswerte deutlich unter die 40-Prozent-Marke fielen. Die angesehenen Meinungsforscher von "Quinnipiac" registrierten diese Woche ganze 33 Prozent Zufriedenheit mit Trumps Amtsführung.
Kein anderer Präsident schaffte zuvor, was Trump in sechs Monaten gelang. Mit seiner Politik brachte er so viele Amerikaner gegen sich auf, dass seine Zustimmungswerte deutlich unter die 40-Prozent-Marke fielen. Die angesehenen Meinungsforscher von "Quinnipiac" registrierten diese Woche ganze 33 Prozent Zufriedenheit mit Trumps Amtsführung.
Viel spannender ist jedoch eine andere Zahl dieser Umfrage. Demnach bleiben weiße Männer in den USA gespalten (47 zu 48 Prozent) in ihrer Ansicht über einen Präsidenten, dessen Amtszeit sich in der Wahrnehmung aller Amerikaner durch Inkompetenz (63 Prozent), Lügen (62 Prozent) und Machtmissbrauch (57 Prozent) auszeichnet. Die Frage drängt sich auf, was weiße Männer in Trump erkennen, das der Rest der Gesellschaft anders wahrnimmt? Die Experten haben darauf eine einfache Antwort: Die Angst der bisher tonangebenden Gruppe der US-Gesellschaft durch den demographischen Wandel dauerhaft an Status zu verlieren.
Der Politologe John Sides von der George Washington University hat in den Forschungen mit seinem Kollegen Michael Tesler herausgefunden, dass unter Trump-Wählern das Thema "weiße Identität" eine überragende Rolle spielt. Der Präsident habe kein sonderliches Interesse an den Details der Gesundheitsreform oder anderen Themen gezeigt. "Aber er blieb standfest bei einer Sache: seiner speziellen Art der Identitätspolitik." Wie schon im Wahlkampf appelliert Trump an die vermeintliche Opferrolle, in der sich vor allem weiße Männer sehen, die nicht nur gegenüber Minderheiten zurückfallen, sondern auch im traditionellen Geschlechter-Verhältnis. Der Präsident beweist ein sicheres Gespür für die Ängste dieser Wähler und tut alles, diese Basis zu sichern. Das erklärt, warum die nationalistischen Identitätspolitiker um Stephen Bannon und Stephen Miller die Säuberungen im Weißen Haus nicht nur überlebten. Wie die Vorstöße für eine Halbierung der legalen Einwanderung, die angedrohten Maßnahmen gegen die angebliche Diskriminierung weißer Studenten bei der Universitätszulassung oder die offene Unterstützung Trumps für Polizeigewalt gegen Gang-Mitglieder zeigen, ging dieser Flügel gestärkt aus dem Chaos der letzten Wochen hervor.
Nichts von alldem hat nur den Hauch einer Chance, Gesetz zu werden, den Gerichten standzuhalten oder die Popularität des Präsidenten insgesamt steigen zu lassen. Trump bedient damit seine Basis, der er etwas bieten muss, damit sie bei der Stange bleibt. In diese Kategorie passt übrigens auch der per Twitter angekündigte Kurswechsel im Umgang mit Transgender beim Militärdienst. Das war ein Herzens-Anliegen rechter Christen-Fundis, die eine Säule der Trump-Koalition ausmachen. Der Präsident nannte die Evangelikalen, die kürzlich im Oval Office für ihn beteten, paternalistisch "meine Leute". Die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit. Der Führer des einflussreichen Family Research Councils Tony Perkins ist entzückt über den Einfluss, den die Bewegungs-Konservativen auf Trump haben. "Ich war in den ersten sechs Monaten öfter im Weißen Haus als während der acht Jahre George W. Bushs". Solange Trump seine Basis bei Laune hält, so Analysten, sitze er weiter sicher im Sattel.
Dafür posaunt das Weiße Haus in einem wöchentlichen Newsletter mit dem Namen "The Trumpet" an die Führer Trump-freundlicher Organisationen angebliche Erfolge und Initiativen heraus. Die Propaganda bleibt nicht ohne Wirkung - während die Amerikaner insgesamt die Nase von seiner Präsidentschaft voll haben, bleiben ihm 89 Prozent aller Republikaner gewogen; darunter viele weiße Männer.