Donald Trump ist vor allem ein Krisenprofiteur
Donald Trump zieht zum zweiten Mal ins Weiße Hause ein, denn überall im Land hat er ein paar Wähler mehr von sich überzeugen können als vor vier Jahren. Die Demokraten hingegen scheitern ein zweites Mal mit dem Versuch, erstmals eine Frau zur Präsidentin zu befördern.
Donald Trump zieht zum zweiten Mal ins Weiße Hause ein, denn überall im Land hat er ein paar Wähler mehr von sich überzeugen können als vor vier Jahren. Die Demokraten hingegen scheitern ein zweites Mal mit dem Versuch, erstmals eine Frau zur Präsidentin zu befördern.
Doch die Erklärung, dass die US-Bürger dafür einfach zu frauenfeindlich seien, war schon 2016 zu simpel, als es Hillary Clinton nicht schaffte. Vielmehr reihen sich die USA in einen Welttrend ein: Amtsinhaber und deren Parteien - egal ob links oder rechts - werden in der Folge tiefer persönlicher und wirtschaftlicher Einschnitte durch Coronakrise, kriegsbedingte Inflation und wachsender Einkommensungleichheit abgestraft.
Wie 2016 rutschen auch in den USA zu viele Menschen aus der Mittelklasse ab, können sich das eigene Haus oder den Studienplatz fürs Kind nicht mehr leisten, weil vor allem für Menschen ohne Hochschulbildung zu wenige gut bezahlte Jobs angeboten werden und die Inflation Lohnanstiege noch immer übertrifft. Selbst wenn ein Präsident diese nicht selbst aus dem Boden stampfen kann, vor allem wenn er in vielem vom Parlament blockiert wird, bleibt festzuhalten: Wenn weniger als 40 Prozent der Wähler mit der Arbeit von Joe Biden zufrieden sind und nicht mal ein Drittel meint, die Entwicklung laufe in die richtige Richtung, muss die in absoluten Zahlen relativ knappe Niederlage seiner Vizepräsidentin Kamala Harris fast noch als Erfolg gewertet werden.
Ihre einzige Chance hatte in der Unbeliebtheit von Trump selbst gelegen. Nur er als verurteilter Straftäter, der von seinen Fans das Kapitol stürmen und von seinen Richtern das Abtreibungsrecht aushöhlen ließ, zudem äußerst schlechte Wahlkampfauftritte hinlegte, hat das Rennen überhaupt so eng werden lassen.
Die dreimonatige Kandidatur von Harris war so fehlerfrei, wie sie in derart kurzer Zeit nur sein konnte. Doch es fehlte wie schon 2016 bei Hillary Clinton an einer ökonomischen Botschaft, warum man für sie und nicht nur einfach gegen Donald Trump stimmen sollte. Das zeigten besonders die herben Verluste bei der Minderheit der Latinos. Natürlich ist ein gewisser Grad an Sexismus nicht auszuschließen, doch es gab andererseits genug Menschen, die Harris allein aufgrund ihres Geschlechts die Stimme gaben. Ihr stärkstes Wahlkampfthema Abtreibung allein war jedoch zu wenigen wichtiger als die eigene wirtschaftliche Lage.
Harris ist und bleibt keine wirklich linke Politikerin - das war ihr Vorgänger Biden auch nie; dennoch hatten ihm vor vier Jahren mehr Menschen zugetraut, abgehängten Teilen der Arbeiterklasse zu helfen. Geliefert hat er kaum. Doch dieser Wahlausgang ist leider auch noch längst kein Beweis dafür, dass weiter links stehende Kandidaten in den USA eine Siegchance hätten. Bernie Sanders hat es zweimal versucht und sich nicht einmal unter den Demokraten durchgesetzt.