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Klimaschäden sind Sache der Industrienationen

Die bisherige Sichtweise auf den Klimawandel war die: Die reichen Industrienationen sind überwiegend für ihn verantwortlich, die armen Länder sind am meisten von ihm bedroht. Im Kern bleibt diese Aussage auch weiterhin richtig: Über den Zeitraum von 20 Jahren betrachtet, sind nach Angaben der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, die den globalen Klima-Risiko-Index erstellt, sieben der zehn am stärksten betroffenen Staaten Entwicklungsländer. Aber dass 2018 Deutschland erstmals zu den drei Staaten auf der Welt zählte, die am meisten von Extremwetter betroffen waren, symbolisiert - ebenso wie der Platz eins für Japan  - zugleich eine Wende.

Geschrieben von Ekkehard Rüger am . Veröffentlicht in Umwelt.
Foto: SatyaPrem / CC0 (via Pixabay)

Die bisherige Sichtweise auf den Klimawandel war die: Die reichen Industrienationen sind überwiegend für ihn verantwortlich, die armen Länder sind am meisten von ihm bedroht. Im Kern bleibt diese Aussage auch weiterhin richtig: Über den Zeitraum von 20 Jahren betrachtet, sind nach Angaben der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, die den globalen Klima-Risiko-Index erstellt, sieben der zehn am stärksten betroffenen Staaten Entwicklungsländer. Aber dass 2018 Deutschland erstmals zu den drei Staaten auf der Welt zählte, die am meisten von Extremwetter betroffen waren, symbolisiert - ebenso wie der Platz eins für Japan  - zugleich eine Wende.

Denn die Folgen des Klimawandels treffen nun immer öfter auch Industrienationen. Im Grunde unterlegt der am Mittwoch beim Klimagipfel in Madrid vorgestellte Index die persönlichen Erfahrungen, die jeder hierzulande im Hitzesommer 2018 gemacht hat, mit weiteren Fakten. Auf 1200 Menschen beziffert er die Todesopfer aufgrund der Hitzewellen in Deutschland, auf rund 4,5 Milliarden Euro die Gesamtschäden durch Wetterextreme.

Die Gesamtentwicklung deckt sich mit den Einschätzungen der Klimawissenschaft, dass der Klimawandel an Tempo zunimmt und Veränderungen zum Teil auch schneller erfolgen, als noch vor Jahren erwartet. Extreme Hitzeperioden in Europa sind laut Index zwischen zehn- und hundertmal wahrscheinlicher als vor einem Jahrhundert.

Die Schäden sind also auch längst hier angekommen. Aber die jährlichen Schadenssummen weltweit verweisen vor allem darauf, dass es neben den nötigen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen und Transformationsprozesse auch darum geht, einen fairen globalen Ausgleich für die Schadensfälle zu schaffen. Denn wenn auch die absoluten Zahlen in den reichen Länder höher liegen, die Auswirkungen für Leib und Leben sind in Entwicklungsländern deutlich gravierender. Dabei sind beispielsweise eine Reihe afrikanischer Länder derzeit noch gar nicht in der Lage, umfassendes Datenmaterial über Hitzeschäden vorzulegen. Sie sind mutmaßlich also stärker betroffen, als im Augenblick nachweisbar ist.

Zahlen der Munich Re Rückversicherung zeigen, dass nur drei Prozent der wetterbedingten Schäden in Entwicklungsländern versichert sind.  Vor allem Deutschland setzt in der Entwicklungsarbeit auf die Etablierung von Klimarisikoversicherungen. Aber die Unterstützung der Industrienationen steht noch längst nicht im Verhältnis zu ihrer Verantwortung für den Klimawandel. Auch das ist eine dringende Aufgabe für den Klimagipfel von Madrid.



Quelle: ots/Westdeutsche Zeitung