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Regenwald

Erzbischof von Manaus bezichtigt Präsident Bolsonaro der Lüge: Unwahre Aussagen zur Lage des Regenwalds auf dem Klimagipfel in Glasgow

Der Erzbischof der Amazonas-Metropole Manaus (Brasilien), Leonardo Ulrich Steiner, bezichtigt den brasilianischen Präsident Jair Bolsonaro, in der Umweltpolitik die Weltgemeinschaft beim Klimagipfel in Glasgow belogen zu haben.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Umwelt.
Vor der Präsidentschaftswahl 2022, in der sich Bolsonaro um eine weitere Amtszeit bewirbt, sieht Steiner zunehmenden Widerstand gegen den Präsidenten. Es gebe ein wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft, "dass es mit Bolsonaro nicht weitergehen kann".
Vor der Präsidentschaftswahl 2022, in der sich Bolsonaro um eine weitere Amtszeit bewirbt, sieht Steiner zunehmenden Widerstand gegen den Präsidenten. Es gebe ein wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft, "dass es mit Bolsonaro nicht weitergehen kann".
Foto: Senado Federal / CC BY 2.0 (via Wikimedia Commons)

Der Erzbischof der Amazonas-Metropole Manaus (Brasilien), Leonardo Ulrich Steiner, bezichtigt den brasilianischen Präsident Jair Bolsonaro, in der Umweltpolitik die Weltgemeinschaft beim Klimagipfel in Glasgow belogen zu haben.

"Bolsonaro sagt die Unwahrheit", sagte der 71 Jahre alte Geistliche dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (ksta.de). Bolsonaros Behauptungen, 94 Prozent des Regenwalds seien noch vorhanden und die Rodung werde kontrolliert, stimmten nicht.

Steiner, ist zurzeit Aktionsgast des katholischen Hilfswerks Adveniat für dessen Weihnachtsaktion,

Er gab der Regierung seines Landes die Schuld an der "systematischen Zerstörung" des Lebensraums der indigenen Völker im Amazonasgebiet. Für deren Rechte tritt Steiner, der vor seiner Berufung an die Spitze des Erzbistums Manaus 2019 viele Jahre Sekretär der brasilianischen Bischofskonferenz war, seit langem ein. Das größte Problem sieht der Erzbischof darin, "dass die Institutionen - staatliche und zivilgesellschaftliche - von der Regierung systematisch eingeschränkt, angegriffen oder gar zerstört werden, die der illegalen Rodung entgegentreten könnten. Die Regierung ist schuld am Handel mit illegalem Tropenholz, weil sie ihn nicht kontrolliert und sanktioniert."

Vor der Präsidentschaftswahl 2022, in der sich Bolsonaro um eine weitere Amtszeit bewirbt, sieht Steiner zunehmenden Widerstand gegen den Präsidenten. Es gebe ein wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft, "dass es mit Bolsonaro nicht weitergehen kann". Steiner warf den Medien vor, regierungskritische Stimmen als "linksradikal" oder "kommunistisch" zu denunzieren. "Das ist das altbekannte Narrativ der wirtschaftlichen Elite, die eine größere politische und gesellschaftliche Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten mit aller Macht verhindern will. Sie unterstützen Bolsonaro, weil er allein ihre finanziellen Interessen schützt und vertritt." Es gebe von dieser Regierung kein Programm zum Wohl des ganzen Landes.

Der deutschstämmige Steiner bezeichnete es als moralischen Auftrag der Kirche, den Kampf gegen den Raubbau am Regenwald zu verstärken. "Der Wald ist Geld, die Erde darunter ist Geld" - das führt fortgesetzt zu Ausbeutung und zur Zerstörung des Lebensraums der indigenen Völker. Mancherorts ist inzwischen so viel Quecksilber im Wasser des Amazonas, dass sich die Flussbewohner beim Trinken und Baden regelrecht vergiften.

Steiner räumte ein, dass Bolsonaro mit Themen wie der Förderung der klassischen Familie, der Ablehnung der Homosexualität und der LGBTQI-Bewegung oder dem Antikommunismus auch eine große Anhängerschaft unter Katholiken habe. "Natürlich werden wir als katholische Bischöfe uns auch weiterhin für die Familie einsetzen", betonte Steiner. "Aber wir halten den Respekt und die Unterstützung für die Entscheidung der Einzelnen auf ihrem individuellen Lebensweg hoch."

Als Langzeitfolgen der Corona-Pandemie, die aktuell in Brasilien deutlich milder verläuft als zum Beispiel in Deutschland, beklagte Steiner einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit und der Zahl der "informell Beschäftigten", die ohne Vertrag und ohne Sicherheit arbeiten müssen. "Wir haben auch spürbar mehr obdachlose, hungernde Menschen", sagte er. Er würdigte eine große internationale Solidarität, auch aus Deutschland. "Nach der akuten Nothilfe in der Corona-Krise brauchen wir jetzt Unterstützung beim Erhalt und Ausbau von Angeboten für diejenigen, die unter der Pandemie und ihren Folgen am meisten leiden. Das beginnt bei Lebensmitteln für die Hungernden, geht weiter mit Schule und Ausbildung für Kinder und Jugendliche und seelsorglicher Betreuung.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger