Pandemie und wachsende Armut bremsen Migration
Der Migrationsforscher Jochen Oltmer von der Universität Osnabrück hat der These widersprochen, wachsende Armut infolge der Corona-Pandemie werde die Migration verstärken. Oltmer sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Vieles spricht für den genau gegenteiligen Effekt. Denn man muss sich immer klarmachen, dass Migration über die Grenzen von Ländern oder sogar Kontinenten hinweg teuer ist. Und da die wirtschaftlichen Verhältnisse sich durch die Pandemie verschlechtern, wird Migration eher erschwert."
Der Migrationsforscher Jochen Oltmer von der Universität Osnabrück hat der These widersprochen, wachsende Armut infolge der Corona-Pandemie werde die Migration verstärken. Oltmer sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Vieles spricht für den genau gegenteiligen Effekt. Denn man muss sich immer klarmachen, dass Migration über die Grenzen von Ländern oder sogar Kontinenten hinweg teuer ist. Und da die wirtschaftlichen Verhältnisse sich durch die Pandemie verschlechtern, wird Migration eher erschwert."
Oltmer betonte: "Im Moment reden wir eher über Immobilisierung und weniger über Mobilisierung. Eine zentrale Aussage der Migrationsforschung aus ganz vielen Studien besagt: Armut behindert Migration, Armut verhindert Migration, Armut führt eher dazu, dass Menschen festsitzen."
Der Forscher rechnet zudem mit einer immer stärkeren Befestigung der Grenzen und einer wachsenden Bereitschaft der Staaten, sich abzuschotten - in Europa, aber auch weltweit. Man sehe das auch am verstärkten Einsatz modernster Überwachungstechnologien wie Satelliten und Drohnen. Dadurch sei die Möglichkeit der Kontrolle und der Überwachung von Bewegungen in den vergangenen Jahren und speziell seit 2015 deutlich gewachsen. "Nichts spricht im Augenblick dafür, dass die Amerikaner oder die Europäer davon wieder abgehen werden."
Oltmer beklagte außerdem eine zunehmende Stigmatisierung und Diskriminierung von Ausländern und Migranten, "weil sie als potenzielle Überträger des Virus gelten". Das sei ein erhebliches Problem für die Betroffenen, aber auch für die westlichen Staaten, denn sie seien - etwa in der Pflege - auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Problematisch ist nach den Worten des Forschers auch, "dass solche Stigmatisierungen und Vorurteile sich lange halten". Dabei sei die Annahme "Migration gleich Gesundheitsgefahr" zumindest in der Corona-Krise irreführend. "Denn wenn man sich die Ursachen der Pandemie anschaut, dann sieht man: Für die Ausbreitung des Virus braucht es keine Migration. Ein sehr viel größerer Faktor bei der Weitergabe der Viren ist der Tourismus."