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Mutterseelenallein - Jugendliche Flüchtlinge als Quartiermacher

Frauen und Kinder zuerst: Das ist der alte Seemannsspruch. Auf der Flucht aber gilt oft: Heranwachsende Söhne haben die besseren Überlebenschancen auf der gefährlichen Reise Richtung Deutschland.

Geschrieben von Gerlinde Sommer am . Veröffentlicht in Themen.
Foto: Trocaire / Flickr (CC BY 2.0)

Frauen und Kinder zuerst: Das ist der alte Seemannsspruch. Auf der Flucht aber gilt oft: Heranwachsende Söhne haben die besseren Überlebenschancen auf der gefährlichen Reise Richtung Deutschland.

Das aber will vielen Menschen hierzulande nicht einleuchten. Ihre Hilfsbereitschaft gilt Frauen und Kindern. Heranwachsende allein auf die gefährliche und teure Reise zu schicken, damit sie Quartier machen für den Rest der Familie: Diese Praxis führt hierzulande schnell zu Hochrechnungen, die angesichts der großen Zahlen Angst machen. Hier einen Riegel vorzuschieben, womöglich auch zum Schutz der Jugendlichen, die vorgeschickt werden, scheint naheliegend.

Dass sich daran nun die Koalition ungeschickt abarbeitet, ist das eine. Zudem sagen nicht wenige Deutsche - in der Regel eher älter, eher männlich: Die jungen Männer, knapp unter 18 sollen zu Hause in den Bürgerkrieg ziehen. Das ist insofern zynisch, da diese Jugendlichen dem Alter nach Kindersoldaten wären. Und außerdem: Die Befriedung Syriens ist etwas für Befriedungsexperten und nichts für bewaffnete minderjährige Laien.

Mutterseelenallein sollen unbegleitete Jugendliche bleiben. Das gilt als Taktik, um die Flüchtlingszahlen einzubremsen. Hilfreicher wäre es, Familien nahe ihrer gefährlichen Heimat Schutz zu bieten.

Der Hickhack aber, den sich Schwarz-Rot hier leistet, ist schäbig. Jene Jungen, die da sind - auch in Thüringen -, brauchen bestmögliche Hilfe, um heranzuwachsen. Bestmöglich heißt: mit zumindest einem Elternteil oder in einer Pflegefamilie beziehungsweise im Heim. Klar, das ist teuer. Aber es ist eine Investition in die Zukunft dieser Heranwachsenden, die hier womöglich heimisch werden.



Quelle: ots/Thüringische Landeszeitung