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Menschenrechte

Kriegsverbrechen in der Ukraine

Der Kölner Rechtsanwalt und Menschenrechtsexperte Andrei Umansky hat vor der Idee gewarnt, mit einem Ende der Kampfhandlungen würden auch die russischen Kriegsverbrechen in dem Land enden.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
"Wir sehen, diese Verbrechen gibt es überall. Es sind keine Exzesstaten einzelner Einheiten, sondern es passiert überall, wo Orte besetzt sind."
"Wir sehen, diese Verbrechen gibt es überall. Es sind keine Exzesstaten einzelner Einheiten, sondern es passiert überall, wo Orte besetzt sind."
Foto: Houses of the Oireachtas / CC BY 2.0 (via Flickr)

Der Kölner Rechtsanwalt und Menschenrechtsexperte Andrei Umansky hat vor der Idee gewarnt, mit einem Ende der Kampfhandlungen würden auch die russischen Kriegsverbrechen in dem Land enden.

So sei es nicht, sagte der der Kölnischen Rundschau (online): "Viele Verbrechen an Zivilisten geschehen in besetztem Gebiet, hinter der Front." Allein die auf das Sammeln von Zeugenaussagen über derartige Verbrechen spezialisierte Organisation Yadad-in Unum, in der Umansky sich engagiert, habe mittlerweile über 300 Opfer befragt. Umanksy: "Wir sehen, diese Verbrechen gibt es überall. Es sind keine Exzesstaten einzelner Einheiten, sondern es passiert überall, wo Orte besetzt sind." Bei Verhören und Folterungen spiele auch sexuelle Gewalt eine Rolle. Die russische Besatzungsmacht wolle die Opfer "gefügig machen, zur Kollaboration veranlassen oder einfach ihre Persönlichkeit zerstören, damit sie keinen Widerstand leisten". Viele Massengräber, in die zu Tode gefolterte Menschen gebracht wurden, seien noch unbekannt. "Von vielen Menschen wissen wir nicht, ob sie noch leben, ob sie nach Russland verschleppt wurden, ob sie inhaftiert sind - oder tot."

Umansky berichtete über seine Arbeit: "Als Russland die Ukraine überfiel, war es für unseren Gründer Pater Patrick Desbois und auch für mich keine Frage, dass wir dort tätig werden müssen." Der katholische Priester Desbois und seine Organisation bemühen sich um die Aufklärung von Völkermord und Massengewalt. Sie hatten Opfer und Zeugen des Holocaust in Osteuropa befragt, später auch Gewaltopfer in Guatemala und Angehörige der jesisidchen Minderheit im Irak. In der Ukraine habe ihn beeindruckt, dass die Menschen über das ihnen Widerfahrene sprechen wollten. "Auch wenn sie Opfer schwerster Verbrechen sind. Wir haben nicht das Problem, das wir die Menschen erst zum Reden bringen müssen. Es ist umgekehrt, die Menschen bitten uns, ihre Aussagen zu verwenden, damit endlich Gerechtigkeit geschieht."

Umansky lobte die deutsche Justiz für vorbildliche Arbeit. "Sie hat sowohl die Verbrechen an den Jesiden verfolgt, und auch jetzt wenden Bundeskriminalamt und Bundespolizei das Universalrechtsprinzip konsequent an. Das ist ein Signal an Russland: Die können nicht einfach auf das Kriegsende warten, sondern jeder russische Soldat, jeder russische Offizier wird es sich sehr genau übelegen müssen, ob er später wieder in den Alpen Ski fahren oder in Nizza Strandurlaub machen will. Denn er könnte verhaftet werden - aufgrund eines Haftbefehls aus Deutschland."

Quelle: Kölnische Rundschau