Destabilisierung des Westbalkans durch Russland
Zum 30. Jahrestag des Beginns des Bosnien-Krieges hat der SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetovic vor einer weiteren Destabilisierung des Westbalkans durch Russland gewarnt.
Zum 30. Jahrestag des Beginns des Bosnien-Krieges hat der SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetovic vor einer weiteren Destabilisierung des Westbalkans durch Russland gewarnt.
"Der russische Einfluss auf dem westlichen Balkan ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Die deutsche und europäische Außenpolitik hat die Region in der Vergangenheit zu sehr vernachlässigt", sagte Ahmetovic der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Russland nutze unter anderem die ethnischen Spannungen zwischen Bosniaken, bosnischen Serben und Kroaten im Land aus, um seinen Einflussbereich auszuweiten.
"Ein Szenario wie in der Ost-Ukraine ist auch in Bosnien-Herzegowina möglich, wenn wir nicht entschieden genug handeln. Die Mehrheit der Menschen in Bosnien-Herzegowina möchte den Nato-Beitritt des Landes. Der russische Botschafter in Sarajevo hat klar gesagt, dass dem Land dann Ähnliches drohen würde wie der Ukraine. Das ist hier in Deutschland kaum zur Kenntnis genommen worden", sagte Ahmetovic. Man habe inzwischen gelernt, dass man Putin beim Wort nehmen sollte.
"Wir müssen uns unter allen Umständen dafür einsetzen, die Region zu stabilisieren, und einen Weg zu einer EU- und Nato-Mitgliedschaft ebnen. Ich bin dafür, dass Deutschland sein Mandat, in Bosnien-Herzegowina Soldaten zu stationieren, die für Frieden und Sicherheit sorgen, wieder aufnimmt. Das sollten wir unbedingt tun. Deutschland sollte außerdem gegen Personen, die an der Dysfunktionalität Bosnien-Herzegowinas arbeiten, Sanktionen verhängen. Es ist jetzt an der Zeit, Autokraten in Europa die Rote Karte zu zeigen", fordert Ahmetovic.
Der Krieg in der Ukraine sei nicht der erste Krieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. "Die Zerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien fanden mitten in Europa statt", erinnert Ahmetovic. Der Bosnien-Krieg dauerte von 1992 bis 1995, etwa 100.000 Menschen wurden getötet, zwei Millionen aus ihrer Heimat vertrieben.