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Gigabit ist nicht gleich Glasfaser

Selbstverständlich können sich die Kunden freuen: Für sie ist es gut, wenn Vodafone das sehr teuer erworbene Kabelnetz von Unitymedia nun zu günstigen Preisen für besonders schnelles Internet in den Markt drückt. Und weil die Deutsche Telekom auf die Attacke des Hauptkonkurrenten mit entsprechenden Rabatten und einer weiteren Aufrüstung des DSL-Netzes reagieren wird, ist der Kunde beim schnellen Internet in Deutschland erst einmal König.

Geschrieben von Reinhard Kowalewsky am . Veröffentlicht in Technik.
Foto: linsepc / CC0 (via Pixabay)

Selbstverständlich können sich die Kunden freuen: Für sie ist es gut, wenn Vodafone das sehr teuer erworbene Kabelnetz von Unitymedia nun zu günstigen Preisen für besonders schnelles Internet in den Markt drückt. Und weil die Deutsche Telekom auf die Attacke des Hauptkonkurrenten mit entsprechenden Rabatten und einer weiteren Aufrüstung des DSL-Netzes reagieren wird, ist der Kunde beim schnellen Internet in Deutschland erst einmal König.

Trotzdem muss die Vodafone-Attacke auch kritisch gesehen werden: Erstens wird der Aufbau eines echten Glasfasernetzes in Deutschland eher gebremst, wenn nun Gigabit-Anschlüsse für zumindest zeitweise nur knapp 40 Euro zu buchen sind. Je niedriger das Preisniveau für die Kunden ist, umso stärker wird dies Investoren davon abhalten, in die dauerhaft beste Zukunftstechnik Glasfaser zu investieren. Privatkunden in den Städten kann dies einige Jahre lang egal sein, weil sowohl Kabel als auch sehr schnelles DSL genügend Tempo für das Abrufen von Videos oder Online-Spielen bieten, aber für die Wirtschaft wird der zu langsame Ausbau von Glasfaser immer mehr zum Problem.

Zweitens drohen die neuen Preisschlachten rund um Kabel und DSL die Branche weiter zu schwächen. Schlimm genug, dass die Lizenzen für die neue Mobilfunktechnik 5G mehr als 6,6 Milliarden Euro gekostet haben. Doch zusätzlich droht noch, dass die Netzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica ihre hohen Investitionen mit dem Herausforderer United Internet/Drillisch teilen müssen. Die Konsequenzen sind bereits sichtbar: Weil die Telekom aktuell in den liberalen USA mit der Übernahme von Sprint bessere Investitionschancen als im überregulierten Europa sieht, unterlässt sie es, sich in Westeuropa stärker zu engagieren.



Quelle: ots/Rheinische Post