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WM Vergabe 2006 - Selten so gelacht

Wir hatten "die Welt zu Gast bei Freunden". Wir finden, "ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht". Wir pflegten im Auto-Werbespot mit weißen Flügeln engelsgleich unser Saubermann-Image. Und wir zeigen mit dem Finger gern auf andere. Auf die Blatters dieser Welt. Auf die WM-Ausrichter 2018 und 2022, Russland und Katar. Oder auf die NSA. Und wir brüsten uns damit, es besser zu machen. Mit sauberen Dieselmotoren, anständigen Schlapphüten und seriösen Fußballfunktionären.

Geschrieben von Thorsten Waterkamp am . Veröffentlicht in Meinung.
Foto: Stefan Z. / Flickr (CC)

Wir hatten "die Welt zu Gast bei Freunden". Wir finden, "ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht". Wir pflegten im Auto-Werbespot mit weißen Flügeln engelsgleich unser Saubermann-Image. Und wir zeigen mit dem Finger gern auf andere. Auf die Blatters dieser Welt. Auf die WM-Ausrichter 2018 und 2022, Russland und Katar. Oder auf die NSA. Und wir brüsten uns damit, es besser zu machen. Mit sauberen Dieselmotoren, anständigen Schlapphüten und seriösen Fußballfunktionären.

Selten so gelacht. In dieser Groteske um die Weltmeisterschaft 2006 jedoch bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Denn in dem grandiosen Sommermärchen 2006 steckte viel mehr als nur ein Fußballturnier. Das Sommermärchen 2006 war hierzulande das Erlebnis einer nationalen Selbstentdeckung auf unbefangene Art und Weise. Es hat den Umgang der Deutschen mit ihrer Identität nachhaltig verändert - und auch den Blick des Auslands auf unser Land. Und jetzt? Alles nur gekauft, ein gigantischer Betrug?

Hat der große Sommermärchenonkel uns ein Märchen erzählt, statt uns eines zu schenken? Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, folgt ein Albtraum für den DFB und seine Funktionäre. Tragisch wäre das nicht.

So viel Selbstgefälligkeit und Scheinheiligkeit, wie die Clique der Fußballgranden weltweit und auch hierzulande zuletzt an den Tag gelegt hat, macht fassungslos. Es ist an der Zeit aufzuräumen, mit allen juristischen Mitteln. In der Fifa. In der Uefa. Im DFB. An das Gute in den Verbänden zu glauben, fällt schwer. Verdammt schwer.



Quelle: ots / Weser-Kurier