Von Erneuerung keine Spur
Der sich abzeichnende Dreikampf um den CDU-Vorsitz offenbart einmal mehr: Personell ist die Partei nach 16 Jahren Merkel ausgelaugt. Was der Kanzlerin oft genug vorgeworfen wurde, dass sie keinen potenziellen Konkurrenten duldete und weder einen Kronprinzen noch eine -prinzessin aufbaute, rächt sich nun bitter. Wenn Helge Braun, wie er gestern ankündigte, CDU-Chef werden will, um, was er nicht ankündigte, Friedrich Merz zu verhindern, dann klingt das fast nach Selbstaufgabe. Ausgerechnet der Mann, der einer der engsten Vertrauten der Kanzlerin ist und wie kaum ein anderer für das System Merkel steht, soll nun die Erneuerung der CDU vorantreiben und den künftigen Kurs bestimmen?
Der sich abzeichnende Dreikampf um den CDU-Vorsitz offenbart einmal mehr: Personell ist die Partei nach 16 Jahren Merkel ausgelaugt. Was der Kanzlerin oft genug vorgeworfen wurde, dass sie keinen potenziellen Konkurrenten duldete und weder einen Kronprinzen noch eine -prinzessin aufbaute, rächt sich nun bitter. Wenn Helge Braun, wie er gestern ankündigte, CDU-Chef werden will, um, was er nicht ankündigte, Friedrich Merz zu verhindern, dann klingt das fast nach Selbstaufgabe. Ausgerechnet der Mann, der einer der engsten Vertrauten der Kanzlerin ist und wie kaum ein anderer für das System Merkel steht, soll nun die Erneuerung der CDU vorantreiben und den künftigen Kurs bestimmen?
Kaum verwunderlich, dass aus der Partei selbst der fiese Satz kommt, bei der Wiederbelebung sei ein Narkosearzt das Letzte, was die CDU nun brauche. Womit will Braun punkten? Seine politische Bilanz als Mitarchitekt der Merkel'schen Migrations- und Corona-Politik ist mau. Er war es, der zusammen mit Volker Bouffier Armin Laschet als Kanzlerkandidaten der Union durchsetzte. Und er ist genauso wenig mitreißend und charismatisch wie seine Chefin im Kanzleramt - also das Gegenteil von dem, was die Partei nun dringend bräuchte.
Und die anderen beiden? Friedrich Merz, der sich offiziell noch nicht erklärt hat, an dessen Kandidatur aber niemand zweifelt, dürfte bei der Basis nach wie vor die besten Karten haben - obwohl er nach seiner bereits beendeten Polit-Karriere und zwei gescheiterten Versuchen, CDU-Chef zu werden, kaum als großer Reformer durchgeht. Norbert Röttgen mit seiner jugendlich-jovialen Art wirkt noch am ehesten wie ein Erneuerer, doch in der Partei fehlen ihm die Truppen, die ihn tragen.
Immerhin: Abgesehen von den Köpfen haben die CDU-Mitglieder eine klare inhaltliche Wahl: links-modern, Merkel-modern oder die Rückkehr zum oft beschworenen "konservativen Markenkern". Dass einer der Kandidaten die Strömungen zusammenzuführen vermag, ist nicht zu erwarten, daran sind auch schon Kramp-Karrenbauer und Laschet gescheitert.
Sicher nicht ungeschickt ist Röttgens Ankündigung, die Vorsitzende der Hamburger Frauen-Union, Franziska Hoppermann, mit ins Team zu holen. Dass die Basis so etwas honoriert und auch für Überraschungen gut ist, zeigt ein Blick zur SPD, wo plötzlich zwei Nobodys wie Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans den vom Establishment favorisierten Olaf Scholz abhängten. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass dieser Scholz, den die SPD-Basis nicht als Parteichef wollte, nun wahrscheinlich neuer Bundeskanzler wird.