China könnte Sicherheitsgarantien für Ukraine geben
Der Bonner Osteuropa-Experte Prof. Andreas Heinemann-Grüder hält eine Schlüsselfunktion Chinas bei einer Beendigung des Ukraine-Krieges für möglich.
Der Bonner Osteuropa-Experte Prof. Andreas Heinemann-Grüder hält eine Schlüsselfunktion Chinas bei einer Beendigung des Ukraine-Krieges für möglich.
"Die Chinesen sitzen zwischen Baum und Borke", sagte Heinemann-Grüder der Kölnischen Rundschau (Mittwochausgabe): Zwar binde der Konflikt US-Militär und US-Geld, andererseits mache sich Peking große Sorgen um den Welthandel. "Für sie ist unklar, ob es von Vorteil ist, wenn der Krieg andauert - oder ob die Kosten zu hoch sind."
Heineman-Grüder hält aber in Zukunft eine Führungsrolle Chinas bei internationalen Sicherheitsgarantien für die Ukraine für denkbar: "Die Garantien können nur von einer Macht kommen, vor der die Russen Respekt haben und die nicht in der Nato ist", sagte der Wissenschaftler, der am Bonn International Centre for Conversion arbeitet und zum Beirat für zivile Krisenprävention des Auswärtigen Amtes gehört. Die Ukrainer könnten eine solche von China geführte Mission nach seiner Auffassung akzeptieren, "denn sie wissen: Kein Russe traut sich, auf einen Chinesen zu schießen." China umgekehrt werde nicht uneigennützig helfen, sondern Aufträge zum Wiederaufbau der Ukraine verlangen.
Heinemann-Grüder stellte aber klar, dass der Weg bis zu einer solchen Lösung noch lang sei: "Es muss einen Verdun- oder Sedan-Moment geben." Russland und die Ukraine müssten begreifen, dass die Kosten für eine Fortsetzung des Abnutzungskrieges zu hoch seien. "Ich weiß nicht, wann das sein wird - wohl nicht mehr in diesem Jahr." Er warnte davor, der Forderung einer Initiative um die Publizistin Alice Schwarzer zu folgen und auf die Lieferung schwerer Waffen an Kiew zu verzichten: Der russische Präsident Wladimir Putin habe dann "gar kein Motiv für Kompromisse mehr". Der Experte: "Alice Schwarzers Vorschlag läuft darauf hinaus, dass Putin seine Kriegsziele wieder eskalieren kann."