Krieg ist nicht gleich Krieg
"Imagine" heißt einer der berühmtesten Songs von John Lennon - "Stell dir vor". Ein Friedenslied aus Zeiten des Vietnam-Kriegs. Sich derzeit Frieden vorzustellen, strapaziert die Fantasie erheblich.
"Imagine" heißt einer der berühmtesten Songs von John Lennon - "Stell dir vor". Ein Friedenslied aus Zeiten des Vietnam-Kriegs. Sich derzeit Frieden vorzustellen, strapaziert die Fantasie erheblich.
Aber man stelle sich für den Anfang wenigstens vor, dass künftige Aggressoren mit genau solchen umfassenden Sanktionen bestraft werden wie jetzt Russland. Dass Regierungen und Firmen, die Krieg führen oder unterstützen, so isoliert und geächtet werden wie jetzt Putin und die Oligarchen. Dass in Finanzwirtschaft, Kultur, Sport die Kanäle zugemacht werden. Das wäre immerhin eine - wie heute gern formuliert wird - nachhaltige Lehre aus dem grausamen Krieg gegen die Ukraine.
Alle Erfahrung spricht allerdings dagegen, dass es so kommt. Große Militärmächte wie die USA, China, Russland, Indien und die Türkei akzeptieren den Internationalen Strafgerichtshof nicht, der Kriegsverbrechen untersuchen und bestrafen soll. Teile der westlichen Politik und Medien ergehen sich angesichts der russischen Aggression in einer schwer erträglichen Selbstgerechtigkeit und fordern gleichzeitig rabiate Aufrüstung. Als wäre die Erde nicht schon bis über die Vernichtungsgrenze hochgerüstet.
In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" wurde jetzt die "Folklore um die Entspannungspolitik der 70er Jahre" angegiftet. Politiker wie Matthias Platzeck, die sich um ein gutes Verhältnis zu Russland bemühten, werden als naive Handlanger Putins verächtlich gemacht. Hier und da heißt es schon, Deutschland müsse sich von seinen pazifistischen Träumereien lösen. Deutschland pazifistisch? Das ist in bitteren Zeiten immerhin ein guter Witz. Doch das Lachen bleibt im Halse stecken. Denn für viele im Westen heißt die Schlussfolgerung aus diesem Krieg offenbar nicht: mehr Verständigung. Sondern: mehr Konfrontation.