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Kindermedizinische Dachorganisation legt Konzept für "kontrollierte" Kitaöffnungen vor

Vor der Familienministerkonferenz an diesem Mittwoch hat sich die kindermedizinische Dachorganisation DAKJ in die Debatte über Kitas in der Corona-Krise eingeschaltet. "Wir plädieren eindrücklich für eine kontrollierte Öffnung von Betreuungseinrichtungen im Vorschulalter", heißt es in einer Stellungnahme der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ), die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) exklusiv vorliegt.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gesundheit.
Die Strategie des Lockdowns für alle Kinder muss beendet und durch das Aufdecken von Infektionsketten und deren konsequente Nachverfolgung ersetzt werden
Die Strategie des Lockdowns für alle Kinder muss beendet und durch das Aufdecken von Infektionsketten und deren konsequente Nachverfolgung ersetzt werden
Foto: Alicja / CC0 de (via Pixabay)

Vor der Familienministerkonferenz an diesem Mittwoch hat sich die kindermedizinische Dachorganisation DAKJ in die Debatte über Kitas in der Corona-Krise eingeschaltet. "Wir plädieren eindrücklich für eine kontrollierte Öffnung von Betreuungseinrichtungen im Vorschulalter", heißt es in einer Stellungnahme der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ), die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) exklusiv vorliegt.

Die Empfehlung basiert auf einer umfassenden Auswertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Rolle kleiner Kinder am Corona-Infektionsgeschehen. Es gebe "keine Evidenz dafür, dass Kinder eine Altersgruppe darstellen, von der eine erhöhte Infektionsgefahr ausgeht", heißt es in der Stellungnahme der DAKJ-Kommission für Frühe Betreuung und Kindergesundheit. Die Datengrundlage sei "belastbar", sagte Kommissionssprecherin Ulrike Horacek der NOZ.

Die DAKJ-Experten stellen sich damit - wie eine Woche zuvor schon mehrere medizinische Fachgesellschaften - gegen Warnungen etwa von Charité-Virologe Christian Drosten, für Kitaöffnungen sei es zu früh. "Die Strategie des Lockdowns für alle Kinder muss beendet und durch das Aufdecken von Infektionsketten und deren konsequente Nachverfolgung ersetzt werden", sagte Kommissionsmitglied und Co-Autor Burkhard Rodeck der NOZ. "Wir müssen von der Schutzhaft für alle zu einer gezielten Strategie." Dabei gelte es, das Risiko einer erneuten Infektionswelle "gegen das Recht der Kinder auf freie Entfaltung abzuwägen".

In ihrer Stellungnahme macht die Akademie konkrete Vorschläge für eine sichere Kinderbetreuung trotz Corona. Diese sei durchaus auch in größeren Gruppen möglich, wenn diese konstant blieben, heißt es darin. Die Kinder müssten regelmäßig nach Symptomen gefragt werden. Bei Symptomen müssten Kinder und Betreuer sofort getestet und dann auch bis zum Ergebnis isoliert werden. Von Masken für Kinder wird abgeraten. Für Erzieher wird hingegen ein "chirurgischer Mund-Nase-Schutz" gefordert, der nur bei grünem Licht des Gesundheitsdienstes und bei Zustimmung der Eltern weggelassen werden dürfe. Horacek appellierte an Erzieher, engen Kontakt zum öffentlichen Gesundheitsdienst zu suchen, um gemeinsam die besten Lösungen zu finden.

Für viele Familien sei es allerhöchste Zeit, dass die Kita-Betreuung wieder losgehe, sagte die Kommissionssprecherin. Das Spielen und soziale Kontakte über die Kernfamilie hinaus seien für die Entwicklung kleiner Kinder existenziell. "Es wird Kinder und Familien geben, die das nicht mehr aufholen können", warnte Horacek. Auch drohten psychische Langzeitschäden. "Eltern flippen öfters aus, manche schütteln ihre Babys, es kommt in Situationen der totalen Überforderung zu Gewalt gegenüber Kindern", sagt sie. Vieles davon werde erst nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen ans Licht kommen.

Die DAKJ ist die Dachorganisation aller wissenschaftlichen und berufsständischen Gesellschaften der deutschen Kinder- und Jugendmedizin, darunter die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sowie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Quelle: ots/Neue Osnabrücker Zeitung