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Gute Arbeitsbedingungen für einheimische Pflegekräfte statt Abwerbung aus dem Ausland

Deutsche Gesundheitspolitik missachtet Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation



Berlin/Amsterdam (ots) - An diesem Montag treten die Pflegekräfte am Berliner Klinikum Charité in einen unbefristeten Streik für bessere Arbeitsbedingungen. Das europaweite Netzwerk »Health Workers for all« und sein deutscher Partner terre des hommes unterstützen die Forderungen der Pflegekräfte nach besseren Arbeitsbedingungen aus entwicklungspolitischer wie auch aus kinderrechtlicher Perspektive.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gesundheit.
Foto: Geralt / pixabay (CC)

Deutsche Gesundheitspolitik missachtet Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation



Berlin/Amsterdam (ots) - An diesem Montag treten die Pflegekräfte am Berliner Klinikum Charité in einen unbefristeten Streik für bessere Arbeitsbedingungen. Das europaweite Netzwerk »Health Workers for all« und sein deutscher Partner terre des hommes unterstützen die Forderungen der Pflegekräfte nach besseren Arbeitsbedingungen aus entwicklungspolitischer wie auch aus kinderrechtlicher Perspektive.

»Wir beobachten mit großer Sorge, wie die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege und der resultierende Fachkräftemangel bedrohliche Wirkungen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus entfalten: Die Bundesregierung versucht seit Jahren dem Pflegenotstand auch durch eine aktive Abwerbung von Pflegekräften aus EU-Ländern, aber auch aus Ländern wie Vietnam, China, Tunesien, Moldawien und vielen anderen beizukommen», sagt Heino Güllemann, Referent für Gesundheit bei terre des hommes.

»Gesundheitsfachkräfte sind nicht nur in Deutschland knapp, sondern weltweit. In den Ländern des Südens und Ostens hat der Personalmangel im Gesundheitswesen die direktesten und belegbarsten Auswirkungen auf die Kinder- und Müttergesundheit. So haben Wissenschaftler aus Harvard nachgewiesen, dass ein zusätzlicher Arzt auf 1.000 Einwohner die Kindersterblichkeit mittelfristig um 15 Prozent und langfristig um 45 Prozent senkt. Aus Brasilien wissen wir, dass die Präsenz von Krankenpflegerinnen einen mindestens ebenso großen Einfluss auf die Kindersterblichkeit hat, wie die der Ärzte.«

Statt Pflegekräfte aus Ländern abzuwerben, die sie dringender benötigen als wir, müssen hierzulande wieder attraktivere Arbeitsbedingungen in der Pflege geschaffen werden. Die Berufsbilder der Pflege haben in den letzten Jahren derart gelitten, dass trotz ausgezeichneter Aussichten auf einen Arbeitsplatz zu wenige junge Menschen willens sind, in der Pflege zu arbeiten. Und viele Pflegekräfte gehen in Teilzeit oder Frührente, werden krank oder steigen ganz wieder aus. Dagegen streiken die Berliner Krankenpflegerinnen und verdienen dafür unsere Unterstützung.

Heino Güllemann: »Die deutsche Gesundheitspolitik scheut sich korrigierend in das aus der Balance geratene Gesundheitssystem einzugreifen und setzt stattdessen auf eine Abwerbung aus dem Ausland. Der globale Verhaltenskodex der WHO zur internationalen Anwerbung von Gesundheitspersonal, zu dessen Gültigkeit die Bundesregierung sich ausdrücklich bekennt, verpflichtet jedoch alle Mitgliedsstaaten 'soweit möglich ihren Personalbedarf im Gesundheitswesen mit ihren eigenen Arbeitskräften zu decken (...), wodurch sich ihr Bedarf an einer Anwerbung zuwandernder Gesundheitsfachkräfte verringert'.«

Bessere Arbeitsbedingungen im Krankenhaus sind eben nicht nur für die Gesundheit von Patienten und Pflegenden von großer Bedeutung. Langfristig leisten sie auch einen wertvollen entwicklungspolitischen Beitrag, um die personelle Schwächung der Gesundheitssysteme im Süden und Osten zu beenden.

Über das Projekt:

Das Projekt »Gesundheitsfachkräfte für alle« ist eine europaweite Initiative und orientiert sich am Globalen Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation WHO zur internationalen Rekrutierung von Gesundheitspersonal. Der Verhaltenskodex wurde 2010 von allen Mitgliedsländern der WHO und damit auch allen europäischen Ländern angenommen. Das Programm wird zeitgleich in Deutschland, Belgien, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Spanien und mit der Europäischen Union umgesetzt und von der EU in Deutschland mit 84.000 Euro gefördert.

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Quelle: terre des hommes