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Geraldine Rauch

Kurzsichtige Entscheidung

Wer in Social Media unterwegs ist, der weiß, wie schnell ein emotional verteiltes "Like" gesetzt ist. Der Stream der Posts lässt nicht nach, schnell lässt man sich mitreißen von endlosen Diskussionen.

Geschrieben von Peter Schink am . Veröffentlicht in Bildung.
Prof. Dr. Christian Schröder und Prof. Dr. Geraldine Rauch, Vizepräsident für Studium und Lehre und Präsidentin der TU Berlin beim Klimastreik von Fridays for Future.
Prof. Dr. Christian Schröder und Prof. Dr. Geraldine Rauch, Vizepräsident für Studium und Lehre und Präsidentin der TU Berlin beim Klimastreik von Fridays for Future.
Foto: Stefan Müller / CC BY-NC 2.0 (via Flickr)

Wer in Social Media unterwegs ist, der weiß, wie schnell ein emotional verteiltes "Like" gesetzt ist. Der Stream der Posts lässt nicht nach, schnell lässt man sich mitreißen von endlosen Diskussionen.

In ihrem Statement Anfang der Woche hatte Geraldine Rauch sinngemäß gesagt, ihr sei die Tragweite ihrer fragwürdigen "Likes" unter antisemitische Posts nicht bewusst gewesen.

Nun ist die TU-Präsidentin nicht zurückgetreten. Sie habe viel Unterstützung erfahren und wolle an ihren Fehlern arbeiten. Das ist kurzsichtig und vermessen zugleich.

Der Akademische Senat der TU war noch gespalten, ob diese "Likes" ausreichen, um ihre Präsidentin zum Rücktritt aufzufordern. Doch es geht eben nicht nur um ein paar "Likes". Die TU-Präsidentin hat ihr Social-Media-Verhalten völlig falsch eingeordnet. Ihre schnellen "Likes" geben zudem einen tiefen und hässlichen Einblick in ihr Denken.

Die Freiheit der Lehre ist eben auch die Verantwortung der Lehre. Dass diese Verantwortung bis in die Social-Media-Sphäre reicht, hätte Rauch bewusst sein müssen. Die Debatte über ihr Handeln hat nun eine Eigendynamik angenommen, die an sich schon schädlich für das Amt ist. Wenn eine knappe Mehrheit des Akademischen Senats für den Rücktritt der TU-Präsidentin stimmt, ist Rauch nicht mehr tragbar - allein, weil sie diese Tatsache noch lange verfolgen wird. So wird sie zum Problem selbst für Bundeskanzler Olaf Scholz, der sie in seinen Zukunftsrat berufen hatte. Man muss eben auch in Social Media abwägen, wie man sich verhält und kommuniziert, wie überall anders auch. Es wäre gut gewesen, Rauch hätte die Konsequenzen gezogen. Sie schadet mit ihrer Entscheidung nicht nur sich selbst. Sondern vor allem dem Ansehen der Universität.

Quelle: BERLINER MORGENPOST