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Bis 2020 entfallen 60 Prozent aller neuen F&E-Jobs in Automobilindustrie auf IT-Spezialisten

Die deutschen Autohersteller werden in ihren F&E-Abteilungen bis 2020 Tausende zusätzliche Ingenieure einstellen. Der Bedarf an klassischen Technikern dürfte dabei allerdings stagnieren, zeigt eine Prognose der Unternehmensberatung PwC - gefragt sind stattdessen Softwareingenieure und sonstige IT-Spezialisten.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Bildung.
KUKA Roboter im Karosseriebau des BMW Werk Leipzig
KUKA Roboter im Karosseriebau des BMW Werk Leipzig
Foto: BMW Werk Leipzig / CC BY-SA 2.0 (via Wikimedia Commons)

Die deutschen Autohersteller werden in ihren F&E-Abteilungen bis 2020 Tausende zusätzliche Ingenieure einstellen. Der Bedarf an klassischen Technikern dürfte dabei allerdings stagnieren, zeigt eine Prognose der Unternehmensberatung PwC - gefragt sind stattdessen Softwareingenieure und sonstige IT-Spezialisten.

"Wie praktisch jede Branche erfasst die digitale Revolution auch die Automobilindustrie. Diese Entwicklung spiegelt sich im Recruiting der F&E-Abteilungen. Wir gehen davon aus, dass es sich hier in den nächsten Jahren bei 60 Prozent aller neuen Stellen um IT-Jobs handeln wird", sagt Felix Kuhnert, Leiter des Bereichs Automotive bei PwC in Deutschland.

Rund 19.000 IT-Spezialisten bis 2020

Momentan beschäftigen die F&E-Abteilungen der deutschen Autobauer etwa 16.000 IT-Spezialisten. Am Ende des Jahrzehnts werden es der PwC-Prognose zufolge schon 19.000 sein. Signifikant steigen dürfte im gleichen Zeitraum auch die Zahl der Elektrotechnikingenieure, nämlich von momentan knapp 27.000 auf dann gut 30.000. Die Nachfrage nach klassischen Autoentwicklern wie beispielsweise Maschinenbauern oder Fahrzeugtechnikern ebbt hingegen ab. Zu Beginn des Jahrzehnts entstammte noch jeder zweite F&E-Mitarbeiter diesen Berufsgruppen. Bis 2020 dürften es nur noch rund 44 Prozent sein. In absoluten Zahlen ausgedrückt wären das gut 38.300 (momentan sind es etwa 37.700).

Massive Investitionen in kreative Köpfe

Auf den ersten Blick vollzieht sich der technische Wandel in der Automobilindustrie weniger abrupt als in anderen Branchen. Das liegt auch darin begründet, dass die Elektronik im Fahrzeugbau schon seit den 1990er-Jahren eine immer größere Rolle einnimmt - der Kunde sich also längst an hochtechnisierte Fahrzeuge gewöhnt hat. Trotzdem rechnet PwC-Experte Kuhnert für die kommenden Jahre mit deutlichen Entwicklungssprüngen. So dürften bis 2020 über 90 Prozent aller Innovation in der Automobilindustrie auf Elektronik und Software zurückzuführen sein. 2010 waren es gerade einmal 70 Prozent. "Im Automobilbau wachsen Elektronik und Software immer stärker zusammen. Ein Beispiel ist das autonome Fahren. Hierfür braucht man Sensorik aus dem Elektronikbereich - die daraus generierten Informationen müssen aber wiederum von einer Software verarbeitet werden", erklärt Kuhnert. Daneben gewinnen weitere IT-getriebene Themen wie zum Beispiel Infotainment und Connected Car Applikationen zunehmend an Bedeutung. "Wenn die Autobauer in diesen Bereichen mit Google oder Apple mithalten wollen, kommen sie nicht umhin, massiv in entsprechende Softwarespezialisten zu investieren."

Einstiegsgehälter von 80.000 Euro und mehr

Schon jetzt lässt sich absehen, dass die Autobauer einfache Tätigkeiten ähnlich wie die klassischen IT-Konzerne nach Indien oder Osteuropa auslagern werden und global intensiv in IT-Zentren investieren. "Die in Deutschland angesiedelten F&E-Abteilungen hingegen suchen extrem kreative und innovative Fachkräfte - und müssen sich beim Recruiting an Standards gewöhnen, wie man sie bislang vor allem aus der IT-Branche kennt", sagt Kuhnert. Dazu zählten vergleichsweise hohe Einstiegsgehälter von 80.000 Euro und mehr genauso wie die Forderung nach flachen Hierarchien oder hochflexiblen Arbeitszeiten. "Die Digitalisierung bedeutet für die deutschen Automobilbauer aufgrund dessen auch eine enorme kulturelle Herausforderung", glaubt Kuhnert.



Quelle: ots/PwC