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Zunehmende Arbeitsverdichtung macht den Betriebsräten zu schaffen

Der Kampf gegen die Arbeitsverdichtung und für eine Entlastung der Beschäftigten nimmt für die Betriebsräte in Deutschland einen immer höheren Stellenwert ein. Vier von fünf Belegschaftsvertreter stellen fest, dass die zu bewältigende Arbeitsmenge in den Fabriken und Büros binnen zwei Jahren gestiegen sei, heißt es in einer neuen Studie im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Montagausgabe) vorliegt.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Arbeit.
Foto: Michael Hagn / CC0 (via Pixabay)

Der Kampf gegen die Arbeitsverdichtung und für eine Entlastung der Beschäftigten nimmt für die Betriebsräte in Deutschland einen immer höheren Stellenwert ein. Vier von fünf Belegschaftsvertreter stellen fest, dass die zu bewältigende Arbeitsmenge in den Fabriken und Büros binnen zwei Jahren gestiegen sei, heißt es in einer neuen Studie im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Montagausgabe) vorliegt.

Demnach geben drei Viertel der teilnehmenden Arbeitnehmervertreter an, dass die Leistungserwartungen gewachsen seien und parallele Arbeitsprozesse (Multitasking) zugenommen hätten. 71 Prozent meinen, die Aufgaben seien komplexer und vielfältiger geworden. Ferner wird von mehr Abstimmungsnotwendigkeiten mit Kunden und Kollegen (66 Prozent) berichtet sowie von einer Zunahme der bezahlten Überstunden (62 Prozent). Noch ein gutes Drittel der Betriebsräte stellt gesteigerte Erwartungen an die Erreichbarkeit der Beschäftigten fest.

Elke Ahlers, Arbeitsschutzexpertin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, hat für ihre Analyse die jüngste Betriebsrätebefragung ausgewertet, an der 2018 fast 2300 Arbeitnehmervertreter teilgenommen hatten. Demzufolge machen die Betriebsräte mehrere Faktoren für die Arbeitsintensivierung verantwortlich: Als wichtigste Ursache stellen sich (für 65 Prozent) Personalengpässe heraus, die nicht nur als Folge von Krankheit oder hoher Auftragslage, sondern als Normalfall beschrieben werden. Weitere oft angeführte Gründe sind für etwa 60 Prozent der Betriebsräte Führungsmängel, schlechte Organisation und ungeplante Zusatzaufgaben.

Die Folgen sind aus Sicht von 77 Prozent der Betriebsräte wachsende Gesundheitsprobleme von Mitarbeitern, für 68 Prozent eine Verschlechterung des Betriebsklimas sowie für 47 Prozent eine Beeinträchtigung der Arbeitsqualität. Fast überall haben die Betriebsräte mit ihren Arbeitgebern schon über Entlastungen verhandelt. Drei Viertel der Betriebsräte haben schon bei übermäßig langen oder unregelmäßigen Arbeitszeiten eingegriffen. Zur besseren Regulierung von Arbeitszeit und -menge haben 45 Prozent eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen. 83 Prozent haben mehr Personal angefordert. Doch seien nur in 44 Prozent der Betriebe dann neue Leute eingestellt worden - oft temporäre Aushilfen oder Leiharbeiter.



Quelle: ots/Stuttgarter Zeitung