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Kölner Attentat - Der Streit gerät außer Kontrolle

Köln hat gewählt. Dass die favorisierte OB-Kandidatin Henriette Reker die Auszählung der Wahlergebnisse auf der Intensivstation mitverfolgen musste, nachdem sie einen Tag zuvor nur knapp dem Tod entronnen war, macht die Dramatik des Wochenendes deutlich.

Geschrieben von Andreas Tyrock am . Veröffentlicht in Themen.
Henriette Reker bei einer Veranstaltung der Kölner Wohlfahrtsverbände
Henriette Reker bei einer Veranstaltung der Kölner Wohlfahrtsverbände
Foto: Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Köln hat gewählt. Dass die favorisierte OB-Kandidatin Henriette Reker die Auszählung der Wahlergebnisse auf der Intensivstation mitverfolgen musste, nachdem sie einen Tag zuvor nur knapp dem Tod entronnen war, macht die Dramatik des Wochenendes deutlich.

Die Messerattacke ist ein Angriff auf eine Frau, die sich politisch engagiert, die sich in ihrer Aufgabe als Sozialdezernentin und ausdrücklich im Wahlkampf für die Unterstützung von Flüchtlingen einsetzte. Unterm Strich ist es nicht entscheidend, ob der Täter vor allem verwirrt war oder ob er allein aus fremdenfeindlichen Motiven handelte. Die Grenzen sind hier ohnehin fließend. Dass er sich in seinen wirren Äußerungen unter anderem auf die Flüchtlingspolitik berief, reicht als Indiz, dass eine weitere Eskalation im politischen und gesellschaftlichen Streit um den Umgang mit Flüchtlingen erreicht ist.

Seit Wochen wird hier gezündelt, am rechten Rand ebenso wie in den etablierten Parteien, allen voran in der CSU. Diese Polarisierung und Radikalisierung bildet den Nährboden für Hass und Gewalt, bis hin zu einem fast tödlichen Messerangriff. Insofern ist die Attacke auch ein Angriff auf unser Gemeinwesen, auf die Werte dieser Gesellschaft. Das Wochenende muss aufrütteln. Jeden.

Die Politik ist gefordert, weiter an Lösungen zu arbeiten, die wirklich überzeugen. Das ist bisher nicht der Fall. Wohl wissend, dass es die eine Antwort auf die extreme Herausforderung nicht gibt. Aber gerade in Deutschland ist die Hilfsbereitschaft weiterhin sehr groß, unzählige Ehrenamtliche leben in tausenden Projekten eine Mitmenschlichkeit vor, die beeindruckt. Andererseits dürfen die Menschen in ihren Sorgen und Ängsten nicht allein gelassen werden. Die Überforderung der Kommunen ist offensichtlich, die Alarmsignale sind laut genug.

Dennoch darf die Gesellschaft ihren Grundkonsens nicht aufgeben, zu dem der Respekt und das friedliche Miteinander gehören. Die feigen Angriffe auf Flüchtlingsheime und die Wahnsinnstat auf dem Kölner Wochenmarkt führen vor Augen, wie schnell der Streit außer Kontrolle geraten kann.



Quelle: ots / Westdeutsche Allgemeine Zeitung